29.05.2021
Trinitatis

Gedanken zur Woche
von Pfarrer Günter Dimmler, Königsee

Nun liegen sie hinter uns, die drei großen Feste des Kirchenjahres: Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Der morgige Sonntag bündelt diese Feste: Trinitatis – das Fest der Dreieinigkeit Gottes - Gott der Vater, der Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist. Über der neuen Woche steht der Schluss des 2. Briefes des Apostels Paulus an die Christen in der Hafenstadt Korinth und an uns heute: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ (2. Kor. 13, 13) Für Gottesdienstbesucher sind es vertraute Worte. Es ist der Kanzelgruß vor der Predigt. Die Gnade Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes habe ich in den vergangenen Wochen sehr deutlich erfahren.

Anfang Januar 2021 erkrankte ich schwer an Covid-19. Ich kam ins Krankenhaus auf die Intensivstation. Mein Gesundheitszustand verschlechterte sich dramatisch. Ich wurde für 15 Tage ins Koma gelegt und künstlich beatmet. Gott zeigte mir seine Liebe durch Menschen im Krankenhaus, die mich aufopferungsvoll behandelt, gepflegt und um mein Leben gekämpft haben. Ich bin ihnen von Herzen dankbar. Gott beauftragt Menschen, die helfen, trösten und Mut machen, um seine Liebe in dieser Welt zu zeigen. Ein wichtiger Begleiter in der schweren Zeit war mein Kollege und Freund Christian Sparsbrod, der als Klinikseelsorger arbeitet. Nach weiterem Krankenhausaufenthalt auf der Normalstation schloss sich eine dreiwöchige Reha an. Es war eine schwere Zeit für mich und meine Familie. Die Liebe und Zuwendung, die meine Frau und unsere Kinder in dieser Zeit erfahren haben war berührend und wir sind sehr dankbar dafür. Es war für mich eine Zeit der Hilflosigkeit, aber in dieser Zeit hat mich mein Glaube und ein weltweites Gebetsnetz getragen. Als ich nicht beten konnte, haben Menschen in den USA, in Holland, in der Schweiz, in etlichen Orten Deutschlands, in unseren früheren Gemeinden Zella-Mehlis und Königsee mit umliegenden Orten, in der Landeskirchlichen Gemeinschaft und der Katholischen Kirche für meine Familie und mich gebetet. Diese Gebete haben ein Wunder bewirkt und uns getragen. Meine behandelnden Ärztinnen konnten über das Wunder staunen. Es berührt mich noch heute, dass Gottes Geist Menschen verbunden hat im Gebet und Glauben. Es wurden Gebetstermine vereinbart und Kerzen für mich angezündet. Als ich dann wieder beten konnte, habe ich oft mit Worten aus dem 118. Psalm gebetet: „Dies ist der Tag, den der Herr macht, lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. O Herr, hilf! O Herr, lass wohl gelingen!“ Wir verstehen manchmal Gottes Wege nicht, aber auch Krankheitstage gehören zu unserem Leben. Manche Leser haben vielleicht einen geliebten Angehörigen durch die schwere Covid19 Erkrankung verloren. Gottes Liebe geht über den Tod hinaus. Ich wünsche, dass Gott Ihnen Trost und Kraft schenkt.

Glaube und Gottes Wort gehören für mich zusammen. Ich habe aus den Bibelworten in den Herrnhuter Losungen immer wieder Kraft und Mut geschöpft, wenn es da zum Beispiel heißt: „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. (Jesaja 43,5) „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“

Lieder waren in der schweren Zeit auch eine Kraftquelle, z. B. das schöne Paul-Gerhardt-Lied „Befiehl du deine Wege.“ Gut, wenn man für solche Zeiten Lieder auswendig kann. Nun darf ich wieder zu Hause sein bei meiner Familie in unserer schönen Umgebung. Mit Gottes Hilfe gelingt der Weg zurück ins normale Leben.

Ich wurde gefragt, ob ich durch die schweren Erfahrungen meinen Glauben verloren hätte. Ich antwortete : „Er ist gestärkt worden und ich denke, der Glaube vieler Menschen auch, die für mich gebetet haben und sich nun über die erhörten Gebete mit uns freuen.“

Mit großer Dankbarkeit im Herzen grüße ich sie mit dem alten Kanzelgruß.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen ( 2. Kor. 13,13)

Pfarrer Günter Dimmler, Königsee

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