29.10.2021
Reformationsfest – „Ein feste Burg ist unser Gott“

Wort zur Wochenwende
31. Oktober 2021

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Bild, das uns Luther in seinem Lied von unserem Glauben an Gott hinterlassen hat, ist ein uns inzwischen sehr vertrautes. Gleichwohl: was Burgen anbelangt, war deren Haltbarkeit in der Geschichte der Menschheit begrenzt; sie endete, als die Geschütze der Belagerer letztendlich jede noch so dicke Mauer zerstören konnten. Die Burgen wurden geschliffen, zerfielen. Zahllose alte Burgen und Ruinen machen heute einen der größten Kulturschätze Thüringens aus. Ich erfreue mich auf der Autobahn jedes Mal an dem Anblick, der sich mir bietet, wenn die „Drei Gleichen“ nach langer Fahrt wieder in Sichtweite gekommen sind. „Du bist gleich zu Hause“ scheinen sie mir zu signalisieren.

Jedoch, das Bild, das uns die Bibel von Gott überliefert, ist ein anderes.

Befreit aus Ägypten, bestimmt dazu, 40 Jahre in der Wüste umherzuziehen, erlebt das Volk Israel seinen Gott anders. Das Volk Israel erlebt, wie Gott mit ihnen zieht, wie er sie Tag und Nacht begleitet, bei ihnen ist: tagsüber in einer Rauchsäule, nachts in einer Feuersäule. Gott ist ein Gott, der immer bei uns ist, egal wo wir sind. Und wir Menschen sind immer unterwegs. Nicht nur als Trucker und Außendienstmitarbeiter, sondern auch in der Platte und einem Vierseitenhof: Wir sind immer unterwegs auf unserem Lebensweg. „Die Kirche“ bietet auf diesem Weg Riten an, die uns die Übergänge in unserem Leben verdeutlichen sollen: Taufe, Konfirmation, Trauung und zuletzt die Trauerfeier bezeichnen Übergänge von einem Lebensabschnitt in den nächsten. Und immer wieder spielt dort der Segen eine Rolle: Gott ist bei dir und begleitet dich auch auf deinem nächsten Lebensabschnitt. Wenn ich an diesem Sonntag in den Ruhestand verabschiedet werde, bedeuten mir die Worte Jesu sehr viel: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“, egal, wo du im Moment auch bist.

Bleiben Sie behütet,
Pfarrer Michael Ehrlichmann