25.10.2021
Nachruf Peter Taeger

Lieber Bruder im Herrn, lieber Peter,

ja wir sind tief traurig über Deinen Tod! Und doch zuversichtlich, das Du nun von Angesicht zu Angesicht schaust, was wir zu Lebzeiten nur wie durch einen Spiegel sehen...

Peter Taeger hat sich mit dem Bruder Tod beschäftigt, genau wie mit seiner Krankheit und mit dem Leben! Ich glaube, dass er gern gelebt hat. Er hat in bewundernswerter Art auch mit seiner höchst eigenen Situation leben wollen. Im Leben, im Krank sein und Sterben.

Sein Leben begann am 02. März 1957 in der Oberpfalz. Über Magdeburg und Halle kam er durch die Arbeit seines Vaters 1974 nach Rudolstadt/Schwarza. Mit Kirche hatte er bis dahin nichts zu tun, außer dass er auf Betreiben seiner Oma „katholisch“ getauft worden war. Kontakte, Freunde, die Junge Gemeinde Schwarza, Beziehungen nach Saalfeld brachten den naturwissenschaftlich Interessierten auf eine ganz andere Schiene. Walter Schilling war ein bleibender Orientierungspunkt und väterlicher Freund für ihn. Nach der Armee entschied er sich für eine Ausbildung im Falkhaus als Diakon. Sein Streben ging jedoch weiter mit der Predigerschulausbildung in Erfurt und schließlich mit dem Theologie-Studium in Jena.

Vikariat und erste Pfarrstelle folgten Mitte der 80ziger Jahre in Knau. Im Protest gegen das in Kauf nehmen von Umweltzerstörung durch Massentierhaltung, ist er dabei vor allem mit jungen Leuten unterwegs.

Anfang der 90ziger Jahre Pfarrstellenwechsel, nach Schweina bei Bad Liebenstein. Die Familie mit zwei Kindern , die Ehefrau als Lehrerin ziehen mit ihm. Schweina wird Heimat, so etwas wie die große Liebe. Mit Leib und Seele ist er hier Pfarrer. Darüber hinaus ist er weiter engagiert. In der Landessynode und und und... . Selbst als er 2006 in das Superintendentenamt in Rudolstadt-Saalfeld gewählt wird, bleibt er mit Schweina privat und dienstlich verbunden. Er war Netzwerker, auf der größeren Bühne z.B. beim MDR oder in kommunaler Hinsicht in Politik oder Kultur, mischt sich ein, aber immer ist er zu aller erst Pfarrer. Mindestens einmal im Monat hält er einen Gottesdienst in Stadt- oder Lutherkirche, organisierte besondere Gottesdienste, wie u.a. den Theatergottesdienst. Er konnte aber auch Lebensart! Segeln - er liebte die Navigation, - Wandern – er nannte es pilgern-, Geselliges bei Essen und Trinken, Freundschaften pflegen, Familie. Da war er Genussmensch! Beim Wechsel nach Rudolstadt tat er sich nicht leicht. Peter Taeger war nicht auf der Flucht aus Schweina! Mit wieviel Elan er trotzdem an die Aufgabe ging, formulierte er einmal so: „Oberkirchenrat will ich nie werden, als Superintendent habe ich mehr Gestaltungspielräume!“ Die Desillusionierung folgte ziemlich bald: „Strukturreform“! Er sah die Notwendigkeit von Veränderungen mit dem Blick auf das Ganze. Manchesmal lähmte ihn der Eindruck, nur um Stellen zu sparen in diesem Amt zu sein.

Vor etwa 8 Jahren die verheerende Diagnose. Wo andere in Schockstarre aufhören zu leben, hat Peter Taeger nach neuem Leben gesucht. Immer wieder Therapien, OP's, Rückschläge, aber kein larmoryantes Eigenmitleid. Zuerst noch das Weiterführen der Amtsgeschäfte als Sup. Als das nicht mehr ging, wird er Reformationsjubiläumsbeauftragter in Thüringen (Süd) mit dem Anschieben und Organisieren verschiedenster Projekte zum 2017er Lutherjubiläum betraut. Selbst als er vor drei Jahren Rudolstadt aus Krankheits- und familiären Gründen verließ, setzte er sich für ein größeres Projekt der Bahnhofsmission in Erfurt ein. Bis vor kurzem, Mai 2021, war er 18 Jahre lang Mitglied im Rundfunkrat des MDR. Seit 2007 leitete er den Programmausschuss des Senders.

Theologisch am ehesten zu Hause war er in der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft der EKM, deren Arbeit für ihn besonders wichtig war.

Auf seiner letzten Wegstrecke war da noch einmal trotz alledem persönliches Glück! Ein Mensch, zwei Familien, die sich um ihn mühten. Er gewann nach 8 Jahren Krankheitsgeschichte Einsicht in alles Endliche! „Ich freue mich auf das was kommt“ hat er uns mitgeteilt, nicht nebenbei, aber still und doch eindringlich und abnehmbar. Am Ende bleibt der Eindruck eines reichen, viel zu kurzen Lebens. Und Dankbarkeit, mit ihm unterwegs gewesen zu sein!

Pfarrer Johannes-M.Weiß