29.10.2020
Jubiläumsjahr 2021 - Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen

Bericht zum Klausurkonvent des Kirchenkreises Rudolstadt - Saalfeld im Oktober 2020

Das jüdische Leben in Deutschland feiert im kommenden Jahr 2021 ein großes Jubiläum: Seit 1700 Jahren ist die jüdische Gemeinde mit ihrer Kultur und ihren Traditionen in Deutschland verankert. Thüringen kann auf 900 Jahre jüdisches Leben zurückblicken: Das begeht der Freistaat bereits ab Oktober 2020 mit einer Vielzahl an Ausstellungen und Veranstaltungen. Das Themenjahr blendet dabei die gewaltgeprägten Dimensionen des christlich- jüdischen Zusammenlebens nicht aus, zeigt aber was jüdisches Leben mitten unter uns bedeutet – gestern, heute und in Zukunft.

Für Christen bietet das Themenjahr Gelegenheit, sich ihrer besonderen Beziehung zum Judentum zu vergewissern.

„Das jüdisch-christliche Gespräch kennt keine Enkel. Die Themen des jüdisch-christlichen Gesprächs müssen in jeder Generation neu durchbuchstabiert werden – auch weil die beschriebenen Denkmuster und tief eingeprägte Bilder der Vergangenheit noch bis heute mächtig in Liturgie und Predigt nachwirken.“[1]

Beim diesjährigen Klausurkonvent des Kirchenkreises Rudolstadt- Saalfeld, der in Eisenach stattfand, sind wir u.a. den vielfältigen Bezügen dieser These nachgegangen.

Zu dem Thema „Antisemitismus, Nationalismus und unsere Kirchengeschichte“ besuchten wir im Lutherhaus die Sonderausstellung „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“ und kamen auch über dessen Wirkungsgeschichte mit Prof. Dr. Niebuhr von der FSU Jena ins Gespräch.

Deutlich wurde, dass mit der Frage des Erinnerns ein zentraler Kern jüdischer und christlicher Glaubenspraxis berührt wird: biblisch, liturgisch, mitten im Leben. Die Eisenacher Klezmerband „Hintz&Kunz’t nahm uns mit jiddischen Liedern auf besondere Weise hinein.

In einem Workshop lernten wir unsere Gottesdienste mit ihren liturgischen Elementen als Begegnungsraum von Judentum und Christentum nochmals anders kennen und gingen der Frage nach, wie Impulse des jüdisch-christlichen Gesprächs ihren Weg in unsere Gemeinden finden können.

Dabei entstand die Idee, die Rolle biblischer Texte bei der Kasualbegleitung zu thematisieren. Der Text von Pastorin Katarina Schubert „Weise mir, Herr, deinen Weg“ lädt dazu ein, auf weitere Spurensuche zu gehen.

Pfrn. Madlen Goldhahn

[1] Goetze, Andreas, Ein nie abgeschlossener Weg. Zur Geschichte und Bedeutung des jüdisch-christlichen Gesprächs. In: Amen? Impulse aus den jüdisch-christlichen Gespräch für evangelische Gottesdienste, Evangelisches Medienhaus EKBO 2019, 15.