07.08.2021
Hoffnung für alle

Gedanken zur Woche

Die XXXII. Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio gehen morgen zu Ende. Es gab Sieger und Verlierer, Überraschungen, Freude und Enttäuschungen. Manche Teilnehmer sagen vielleicht: Dabei sein ist alles. Für sie ist die Teilnahme schon ein Erfolg. Aber eigentlich möchte jeder in seiner Sportart Olympiasieger werden, die Goldmedaille gewinnen, wenn schon nicht Gold dann aber wenigstens Silber oder Bronze. Alle Sportler, die in Tokio dabei waren, haben zuvor hart trainiert. Die Enttäuschungen über Niederlagen konnten wir in den Augen der Athleten sehen.

Nicht nur Sportler kämpfen. Jeder kämpft an seinem Platz und macht gute und auch schlechte Erfahrungen im Leben. Männer und Frauen kämpfen an ihrem Arbeitsplatz, um ihn durch gute Leistungen zu behalten oder aufzusteigen, Geschäftsleute um den Fortbestand ihres Unternehmens. Ärzte, Schwestern und Pfleger kämpfen ums Überleben der Corona-Patienten. Wir erleben gute Zeiten, Erfolge, Glück, Bestätigung und Freude. Ich denke jeder weiß, was es heißt geknickt zu sein, weil wir in unserem Leben auch schwierige Zeiten, Niederlagen, Misserfolge, Krankheit und Abschiede erleben.

In der Bibel im Buch des Propheten Jesaja heißt es: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jes. 42, 3) - Ein Rohr ist ein genialer Einfall des Schöpfers. Ob Grashalm, Schilf- oder Bambusrohr – der Stängel dieser Pflanzen ist hohl - ein Rohr. Das Schilfrohr ist äußerst stabil und belastbar durch die in Abständen befindlichen Verdickungen, die Stängelknoten. Es kann erstaunlich lang sein – bis zu 4m. Richtig deutlich wird dieses Wunder erst, wenn wir es mit einem Kirchturm vergleichen. Bei einem Grundriss von höchstens 10 m im Quadrat müsste der Turm weit über einen Kilometer hoch sein, damit Höhe und Breite im selben Verhältnis stehen wie bei einer Pflanze. Selbst wenn ein starker Wind kommt, ein Rohr knickt nicht ab. Vielmehr lässt es sich von dem Wind hin- und herwiegen. Es hat die Fähigkeit, sich elastisch zu biegen. Aus diesem Grund versuchen wir Menschen das Prinzip des Rohres auch in unsere Lebensbereiche zu übertragen. Ich denke z.B. an die Stäbe beim Stabhochsprung, die durch Glasfasertechnik sehr elastisch sind.

Im Bibelvers wird das Rohr zu einer verständlichen Anschauung für uns. Nicht nur in ein Schilfrohr hat Gott starke Kraft und Widerstandsfähigkeit hineingelegt; sondern auch in uns. Auch wir tragen in uns ein großes Maß an innerer Kraft - die Fähigkeit, uns anzupassen - die Bereitschaft, uns gegen den Wind zu stellen - und Elastizität, um auch manchen Sturm in unserem Leben unbeschadet zu überstehen. Unter normalen Bedingungen sind wir also dafür ausgerüstet, dem Wind und der Bewegung des Lebens standzuhalten. Solche inneren Kräfte hat Gott uns allen mitgegeben. Gerade die überstandenen schweren Zeiten, die Erfahrung der Hilfe Gottes werden für uns zu Wachstumsknoten, die uns neue Kraft und Stabilität geben.
Gott möchte nicht, dass wir geknickt durchs Leben gehen.
Gott segne Sie und gebe Ihnen Hoffnung und Vertrauen. Wir dürfen mit ihm Sieger sein.

Pfarrer Günter Dimmler, Königsee