19.02.2025
Streicheleinheiten
Ein Plakat hatte sie gelockt, einfach mal zum Handglocken-Konzert in die Kirche zu gehen. Und ja, das war eine gute Entscheidung! Wie schön das klingt, beinahe schon überirdisch! Sowas hat sie ja noch nie gehört!
Sie taucht ein in diese besondere Musik, in diesen besonderen Ort. Entspannt sich. Hängt ihren Gedanken nach...
Wann ist sie eigentlich das letzte Mal hier gewesen?
Früher ist sie doch öfter mal zur Kirche gegangen. Bis ihr dann alles zu viel wurde.
Der Stress im Büro...
Die Sorgen mit der kranken Mutter...
Die Enttäuschung wegen Steffen...
Irgendwann ist ihr alles zu viel geworden.
Sie brauchte ihre Ruhe, sonst nichts. Sonntags musste sie raus. Raus in die Natur, in den Wald. Am liebsten allein. Nicht reden müssen. Nichts erklären müssen. Auch wenn du weinst - niemand sieht dich, niemand fragt dich.
Aber nun sitzt sie hier. Und fühlt sich einfach wohl.
Es ist nicht nur die Musik. Es ist irgendwie noch was anderes. Die Erinnerung vielleicht an Kindertage. Als für sie die Welt noch in Ordnung war. Als die Oma neben ihr in der Kirchenbank saß und ihre Hand gestreichelt hat. Und über ihnen, ganz oben im Himmel, war noch jemand. Gott lächelte unsichtbar auf sie beide runter.
Die Oma lebt schon lange nicht mehr. Aber heute - sind das nicht auch göttliche Streicheleinheiten?
Als sie dann aus der Kirche tritt, ist es längst dunkel. Sie schaut hoch in den Nachthimmel. Sie will mal wieder hierher kommen, warum eigentlich nicht.
Eine gute und entspannte Nacht
wünscht Angela Fuhrmann aus Weimar und evangelisch