26.12.2024
Sternen-Brille

Seit zwei Jahren trage ich eine Brille. Ich mag sie. Sie ist federleicht und steht mir gut. Und vor allem hilft sie mir, Gesichter und Verkehrsschilder schon von weitem zu erkennen. Und im Fernsehen klare Bilder zu sehen.

Obwohl - die Nachrichten... Am liebsten würde ich die Brille dazu abnehmen, damit ich das alles nicht so genau sehen muss: die zerstörten Häuser, die Menschen, die vor Hilfstransporten Schlange stehen, die vermummten Kämpfer mit Maschinengewehren, die Verwüstung, die ein Wirbelsturm angerichtet hat.

Ich will solche Bilder nicht sehen, irgendetwas in mir wehrt sich dagegen und sagt: Nein, das darf doch nicht wahr sein!

Ich habe noch eine andere Brille, ein verrücktes Teil: Wenn ich damit einen Abendspaziergang mache, lächle ich vor mich hin. Weil - ich sehe damit überall Sterne! Neben jeder Lampe tanzen Sterne rechts und links, neben der Straßenlaterne, am EDEKA-Eingang, am Baukran ganz oben. Die Partybrille mit den Sternen macht gute Laune.

Und verkehrsuntauglich.

Und dann habe ich noch eine unsichtbare Brille, die Weihnachtsbrille. Die ist vielleicht die beste. Ich habe sie gerade wieder zu Weihnachten geschenkt bekommen, wie jedes Jahr. 

 

Du siehst damit alles glasklar, nichts wird verschleiert oder schön gemalt. Du siehst diese Welt, wie sie ist: So schön. Und so gefährdet.

Aber du siehst darüber noch einen besonderen Stern, den Stern von Bethlehem. Der auch alles Traurige und Trostlose beglänzt:

Einer ist unter diesem Stern geboren, der alles heil machen will.

Nichts und niemand ist verloren. 

 

Eine gute Nacht unter dem weihnachtlichen Sternenhimmel

wünscht Angela Fuhrmann aus Weimar und evangelisch.