Gedanken zur Nacht

Schnee und Sonnenschein! Alles sieht verzaubert aus. Wie schön, dass wir uns gerade heute treffen für unseren Spaziergang!

Sie steht schon am Treffpunkt. Und wir schauen uns an - ein bisschen unsicher. Eigentlich kennen wir uns ja kaum.

Aber ich wusste doch, wie schön sie Geige spielt. Ich hatte sie ja beim Abendkonzert in der Kirche erlebt. Ich wusste auch, dass ihr Sohn die Evangelische Grundschule besucht.

Als ich dann erfahren habe, dass sie aus der Kirche ausgetreten ist, war ich erst mal erschrocken.

Nun wollte ich mir ihr darüber reden. Und die Gründe hören.

Wir laufen lange durch den verschneiten Wald. Reden über die Familie, über Schule und so. Reden auch über Gott und die Welt und den Glauben. Und wie froh sie ist, dass ihr Max getauft ist. Und dass er so gern in den Reli-Unterricht geht. In dieser verrückten Zeit brauchen Kinder doch einen Halt!

Sie spricht auch über ihre Enttäuschungen in der Gemeinde. Wenn deine Ideen nicht ernst genommen werden - das ist enttäuschend, klar!

Ich frage: Ist es nicht besser, in der Kirche für Veränderung zu streiten? Für mehr Mitspracherecht, für mehr Offenheit, für neue Impulse? Wie und woran sonst kann Kirche wachsen?

Sie ist sich selbst nicht sicher: Glauben und Beten bleibt ihr wichtig. Das wird nicht aufhören. Aber jetzt gerade kann sie nicht anders. Vielleicht später...?

Glauben und Beten bleibt wichtig. Das darf nicht aufhören. Das muss weiter gegeben werden, auch an unsere Kinder.

Eine behütete Nacht wünscht Angela Fuhrmann,

evangelische Pfarrerin in Gotha