29.11.2022
Gottesdienst to go

Der Anrufbeantworter blinzelt mir zu. Und ich höre mir an, was er zu sagen hat. Eine freundliche Stimme sagt, dass die bestellten Bücher da sind.

Es passt gerade. Ich schnappe mein Fahrrad. Und wenige Minuten später bin ich in der Buchhandlung.

Hier ist es Mittags-ruhig, ich bin gerade die einzige Kundin. Der Buchhändler holt die Bücher und schaut mich prüfend an:

Auf Ihrem Anrufbeantworter meldet sich die evangelische Kirche...?

Ja, sage ich, ich bin Pfarrerin. Nun kommen wir ins Gespräch. Er erzählt mir aus seiner Konfirmanden-Zeit. Und dass er eigentlich seitdem nicht mehr in seiner Kirche gewesen ist.

Aber, wissen Sie, was ich mache? fragt er.

Ich pilgere. Seit vielen Jahren ist das mein Gottesdienst. Es macht süchtig! Immer wieder bin ich unterwegs auf dem Jakobsweg. Nach Santiago. Oder an Orte, die noch schöner sind. Oft kommt meine Freundin mit. Wir starten an unterschiedlichen Orten und treffen uns dann am Ziel. Weil – zum Pilgern gehört das Alleinsein. Das Alleinsein mit sich. Und mit anderen, die allein unterwegs sind. Und vielleicht auch mit Gott...?

Er erzählt, wie einfach die Menschen in diesen Ländern leben. Wie herzlich sie sind, wie offen! Aber in Deutschland – das macht ihn ganz krank: Dieses Genöle auf hohem Niveau! Was er bei seinen Pilger-Gottesdiensten gelernt hat: Demut und Dankbarkeit.

Ehrlich: Ich bewundere ihn! Ich bin noch nie gepilgert.

Und ich staune: Wie verschieden Gott mit uns unterwegs ist!

Dankbarkeit im Herzen und eine gute Nacht

wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha