20.04.2017
Selig sind die Friedfertigen

Freitag Nachtmittag. Er sitzt in der Straßenbahn. Gut gelaunt. Ein Bein über das andere geschlagen. Wochenend‘ und Sonnenschein könnte er pfeifen…Alles gut. Bis ein älteres Ehepaar einsteigt. Und sich setzt. Auf die Plätze ihm gegenüber. Kaum sitzen sie richtig, blafft der ältere Herr los. Aus heiterem Himmel schimpft er ihn an: „Sehen sie ja zu, dass sie meiner Frau mit ihren Schuhen nicht die Hose an schmieren.“ Der junge Mann weiß nicht, wie ihm geschieht. Hat er richtig gehört? Er sitzt nur da und schaut. Dem ärgerlichen Herrn freundlich ins Gesicht. Was soll er sonst machen? Er verändert nichts an seiner Sitzhaltung. Ein Bein über das andere.

Soll er zurückschnauben: „Dann suchen sie sich doch einen anderen Platz!“? Lust hätte er. Aber er sieht es nicht ein. Seine Laune ist gut, also bleibt er, wie er ist: freundlich. An stressigen Tagen würde ihn so etwas aufregen. Aber es hilft nicht, zu kontern. Das würde die Situation nur aufheizen. Die Übung heißt: Lass dich nicht vom Krieg der anderen anstecken.

Eine harmlose Szene, denke ich, die ich gegenüber sitze. Und doch voller Kräftemessen. Der alte Herr knallt seine Tasche wütend auf den Boden und schnaubt vor sich hin. Offenbar fertig mit der Welt – bei so viel Wut.

Die Situation eskaliert nicht. Und ich denke voller Bewunderung: „Selig sind die Friedfertigen.“ Denen, die Frieden im Herzen haben, die fertig sind für Frieden, verheißt Jesus den Himmel.

Einem konnte ich heute zusehen. Einem Friedfertigen.

Als das Ehepaar dann ausstieg, schaute der junge Mann ihnen freundlich nach.

Eine friedvolle Nacht wünscht Ihnen Pastorin Theresa Rinecker aus Weimar