Gedanken zur Nacht

Ihr Leben lang hat Sie sich ins Zeug geworfen.
Franka hat sich krumm gemacht.
Für andere.
Viele Jahre kannte sie weder Feierabend noch Feiertage.
Wer zu ihr kam,
fand bei ihr eine offene Tür und ein offenes Ohr.
In einer Beratungsstelle der Diakonie hat Franka Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen begleitet.
Stress mit den Eltern, die enttäuschte Liebe.
Armut hat für Franka ein Gesicht bekommen.
Und immer wieder auch Missbrauch und Gewalt.
Da fehlen auch Franka oft die Worte.
Aber oft hilft schon das Zuhören.

Auf dem Tisch in ihrem Büro finden sich Gummibärchen und Taschentücher.
Eins von beiden hilft immer, sagt Franka.
Und ansonsten ihr festes Gottvertrauen.

In der letzten Woche haben wir Frankas Arbeit gewürdigt.
– mit dem goldenen Kronenkreuz.
Ein kleines Zeichen der Anerkennung.
Franka war überrascht.
Aber richtig gerührt war sie, als sie gesehen hat,
dass einige der Jugendlichen gekommen sind – von damals und heute.
Mädchen und Jungen, die sie vor vielen Jahren begleitet hat. Inzwischen sind sie erwachsen,
haben selbst Kinder.
Manchmal gelingt es ihnen, andere Wege zu gehen.
Eine junge Frau mit Tattoos am ganzen Körper,
sie nimmt Franka fest in den Arm.
Sie sagt nur: Danke!
Und Franka versteht.

Gott, sieh auf Franka und die vielen Menschen, die sich für andere krumm machen.
Segne, was sie tun.

Betet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar