23.11.2024
Gedanken zur Woche - Totensonntag

Die Blumenläden haben Hochkonjunktur. Zum Muttertag, zum Valentinstag, zu Hochzeitstagen und dann, wenn die Gräber mit Kränzen oder Gestecken geschmückt werden, also jetzt. Heißt der Sonntag nun eigentlich Totensonntag oder Ewigkeitssonntag, werde ich gefragt, als ich einen Geburtstagsstrauß in einem Blumenladen kaufe. Ich erkläre, dass beides möglich wäre, dass wir in der evangelischen Kirche für beide Bezeichnungen einen Gottesdienst feiern könnten, aber meist beides zusammen gefeiert wird. Beides zusammen? Ja, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, also den Ewigkeitssonntag und das Gedenken an die Verstorbenen, also den Totensonntag. Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr. Wie kann das gehen? Es ist bei jedem Menschen, der gestorben ist, immer wieder etwas fast Unvorstellbares. Der Mensch an meiner Seite, dieser einmalige Mensch, dieser besondere Mensch, mit dem Klang seiner Stimme, mit seinen Augen, seiner Art zu lachen, seiner Art zu leben, zu lieben, zu singen, zu schweigen ist nicht mehr. Einfach nicht mehr da. Ein Kind, eine Jugendliche, ein Vater, eine Mutter, die Oma, der Opa, die Kollegin, der Nachbar, ein Obdachloser, ein ukrainischer Soldat. Ein erfülltes Leben ausgehaucht oder aus dem Leben gerissen. Viele denken in diesen Tagen besonders an ihre Verstorbenen, in den Kirchen und darüber hinaus. Der Glaube, dass der Tod nicht das Ende ist, ist weit verbreitet, auch über die Kirche hinaus. Mit dem Glauben an Gott verbinden viele den Glauben an ein Danach, die Ewigkeit eben oder der Himmel oder ein guter Ort in der anderen Welt. Die Bibel sagt: Bedenkt, dass ihr sterben müsst, auf dass ihr klug werdet. Und da geht es wieder um das Leben jetzt und hier und heute. Also klug werden: einen ersten Schritt wagen, Geld spenden, für die Freiheit einstehen, beten, danken, schweigen, reden, loslassen, Sekt trinken, nicht mehr jammern, klagen schon, wenn es sein muss und Blumen nicht erst am Grab, sondern heute und dann in einer Woche wieder singen: Maria durch ein Dornwald ging...da haben die Dornen Rosen getragen. Und ja, die Ewigkeit, das heißt auch: „Der Himmel, der kommt, das ist die Welt ohne Leid, wo Gewalttat und Elend besiegt wird.“