Ernst Ludwig Große
Ernst Ludwig Große, geb. 27.2.1933, gest. 3.10.2019
Ludwig Große gehört zu den prägenden Superintendenten im Bereich des Kirchenkreises Rudolstadt-Saalfeld. Nach seiner Zeit als Pfarrer in Tannroda wurde er 1970 zum Superintendenten in Saalfeld berufen, wo er bis 1987 wirkte. Mit der Ausgestaltung der mittleren Ebene im Kirchenkreis als einer Begegnungs- und Beratungsfläche von aktuellen und konzeptionellen Fragen zum Weg der Kirche war er seiner Zeit weit voraus. Neben der seelsorgerlichen Begleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Pfarrerinnen und Pfarrer, war ihm die Begleitung und Stärkung der Kirchengemeinden, besonders der Kirchengemeinden in der Sperrzone zur innerdeutschen Grenze ein besonderes Anliegen. In der Zusammenarbeit mit den Thüringer Sängerknaben unter Leitung des Kantors Ingo Walter Schönheit erlebte die Chorarbeit an der Kantorei Saalfeld eine neue Blüte. Als Theologe war ihm die Treue zur Schrift und zu den Bekenntnisschriften unserer Kirche das grundlegende Fundament seiner Arbeit. So wurde unter seiner Leitung, die in der Zeit des Nationalsozialismus entstandene Bekenntnisgemeinschaft neu belebt und bildete über viele Jahre bis heute ein Forum des theologischen Gespräches zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen. Die Bekenntnisgemeinschaft entfaltete durch ihre Zusammensetzung aus allen Teilen der Bevölkerungen in den Zeiten der SED-Diktatur ihre kraftvolle Wirkung.
1988 wurde Ludwig Große zum Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen in das Amt des Ausbildungsdezernenten berufen. Die Jahre nach der Einigung Deutschlands und die Schaffung neuer Strukturen mit allen ihren Herausforderungen hat die Arbeit von Ludwig Große in diesen Jahren geprägt. Die Einführung des flächendeckenden Religionsunterrichtes im Freistaat Thüringen setzte er auch gegen den Widerstand aus anderen Landeskirchen wirkungsvoll in die Tat um.
Ludwig Große war auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand in vielen Bereichen des Gemeindelebens ehrenamtlich tätig. Auch ein Hinweis auf sein Buch zur Aufarbeitung „Einspruch“ soll an dieser Stelle erfolgen. Darin hat er mit viel Leidenschaft versucht, einen differenzierten Blick auf das Ministerium für Staatssicherheit der DDR und die angebliche oder tatsächliche Verstrickung von kirchlichen Mitarbeitern mit der Stasi zu werfen. In diesem Zusammenhang arbeitete er bis weit nach seinem Ruhestand im Beirat der Gauck Behörde mit.