Wort aus der Kirche zum 20.11.2021 von Christian Weigel
Pfarrer im Evangelischen Kirchengemeindeverband Saalfeld
Liebe Leserinnen und Leser!
Manche Menschen gehen oft auf den Friedhof.
Manche gehen seltener dahin.
Wenn die Blätter fallen und die Tage gar nicht mehr aus dem Dämmerlicht herauskommen, dann zieht es viele Menschen zu den Gräbern.
Sie gehen in den Novembertagen oft durch die Reihen.
Es gibt viel zu entdecken.
Ein Holzkreuz, einen anrührenden Engel, bemooste Steine, Lichter, Blumensträuße, Botschaften der Lebenden für die Toten.
Es gibt viel zu lesen, Namen und Daten. Bibelworte, Wünsche.
Manche Daten sind so aktuell, dass mir die Trauer ganz nahekommt, manche sind älter, manche schon ganz verwitterte Schriftzeichen.
Auf manchem Grabstein ist etwas ergänzt, hinzugekommen.
Friedhöfe sind Orte von Namen – sie sind Gärten – sie blühen, verwelken, sie erinnern ganz deutlich an Werden und Vergehen.
So schließt sich ein Kreis:
Ein Garten stand am Anfang der Menschheit – der Garten Eden, das Paradies.
In dieses Paradies, so die Botschaft unserer Friedhöfe gehen wir wieder hinein -
Am Ende und glauben an einen neuen Anfang.
Der Friedhof ist nicht nur ein Ort der Trauer und der Toten – er ist ein Ort des Lebens.
Für viele von Ihnen ist er ein bedeutender Teil des Lebens – denn die, die hier beerdigt sind, gehörten zu ihnen, haben mit ihnen Leben geteilt, haben geboren, großgezogen und gestaltet, gearbeitet und geliebt mit ihnen und für sie.
Deshalb sind Gänge auf einen Friedhof oft Gänge in das eigene Leben, in die Erinnerung, in das Gewesene, was aus unserem eigenen Leben nicht wegzudenken ist, was es wertvoll macht, lebenswert, einzigartig.
Wir nehmen uns hier Zeit für unser Sehnen und unseren Glauben, wir spüren unsere Angst und suchen unsere Hoffnung.
Der Totensonntag –die Angst, der Abschied und das Leid- wird für uns zum Ewigkeitssonntag und wir suchen und finden damit den Grund unseres Glaubens:
DIE LIEBE, die nicht stirbt, die in uns wächst mit jedem Leben und in Gott bleibt endlos und ewig.
