11.06.2021
Gedanken zur Woche

Es ist wirklich ein schönes Bild der Entspannung und des Aufatmens: Menschen in den Cafés und an den Tischen vor den Restaurants. Endlich wieder einkaufen, ein Theatererlebnis genießen. Und in unseren Kirchen kann wieder gesungen werden. So wichtig der Regen im Frühjahr war, so gut tun diese Sonnentage der Seele: All das ist sehr erquicklich. Jeder, der sich quicklebendig fühlt, wird dankbar sein, viele auch dafür, dass sie inzwischen geimpft sind oder von der Krankheit genesen.

Bei all dieser schönen Stimmung gibt es Menschen, deren Leben mühselig ist und die ihr Leben als Last empfinden: kranke Menschen in der Hoffnung auf Heilung oder einem erträglichen Leben, Trauernde in ihrem Schmerz, Menschen mit finanziellen Sorgen oder in schweren Schuldgefühlen. Flüchtlinge warten darauf, Bescheid zu bekommen, wann ihre Flucht wirklich zu Ende ist. Manchmal ist es auch einfach die Last des Alltags von Beruf und Familie oder die Pflege eines Menschen. Nicht wenige empfinden auch eine politische Richtung, die Hass, Fremdenfeindlichkeit und Angst schürt als sehr belastend und unerquicklich.

Nun ist Religion in diesen ganzen Fragen kein Allheilmittel. In einem Satz der Bibel aber hat Christus weit seine Arme ausgestreckt hin zu Menschen, die nicht mehr können: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Es ist eine Einladung, gut für seine Seele zu sorgen. Es ist eine Einladung, mit Gott zu leben. Es ist eine Einladung, die Menschen unter uns zu beachten, deren Leben belastet ist und schwer. Nicht immer ist es möglich, aber viele haben die Sehnsucht danach, quicklebendig und von Sorgen befreit zu sein, aufatmen zu können, wie schon bei einer Tasse Kaffee in der Sonne.

Christian Sparsbrod
Pfarrer und Klinikseelsorger