11.03.2023
Gedanken zur Woche vom 11.03.2023

Kompromisslose Nachfolge

Morgen ist der 3. Sonntag der Passions- und Fastenzeit, einer Zeit der Besinnung vor Ostern. Dieser Sonntag trägt den lateinischen Namen Okuli. Dieses Wort stammt aus dem 25. Psalm Vers 5: „Meine Augen sehen stets auf den HERRN.“ Welche Blickrichtung hat mein Leben? Was ist mir wichtig?

Alle laufen ihm nach – ihm, dem Rattenfänger von Hameln. Mit seinem betörenden Flötenspiel verführt er eine ganze Generation junger Menschen ihm zu folgen. Bedingungslos stolpern sie hinter ihm her und verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Ich vermute, viele von uns kennen die Sage vom Rattenfänger von Hameln. Eigentlich sollte er nur die Stadt von der Rattenplage befreien. Aber als ihm der versprochene Lohn vorenthalten wird, rächt er sich, indem er mit seinem Flötenspiel alle Kinder und Jugendlichen aus der Stadt lockt. - Bis heute ist der "Rattenfänger" in unserem Sprachgebrauch ein Sinnbild für jemanden, der Menschen dazu bringt, ihm geradezu willenlos zu folgen und in ihr Unglück zu rennen. Rattenfänger gibt es auch in unserer Zeit: Sektenführer, die Menschen mit scheinbar einfachen Wahrheiten in Abhängigkeit bringen, politische Extremisten, die die Massen mit markigen Parolen hinter sich scharen, Islamisten, die jungen Menschen das Paradies versprechen und sie ins Verderben reißen.

Es liegt wohl in der Natur von uns Menschen, dass wir uns gern begeistern lassen. Es ist ein schönes Gefühl, für eine Sache zu brennen, sich von ganzem Herzen für etwas zu entscheiden und sich mit jeder Faser dafür einzusetzen. Das kann wie ein Kick sein, der dem Leben Schwung gibt.

Sieht so erfolgversprechende Anhänger-Werbung aus wie im morgigen Evangelium Lukas 9, 57 – 62: Zwei Menschen kommen zu Jesus und wollen mit ihm leben. Einen Dritten ruft Jesus zu sich. Da kann man sich doch nur freuen.

Aber ganz anders Jesus. Er erschreckt die Menschen mit der Radikalität seiner Forderungen bzw. seiner Situationsbeschreibung. Wer mit mir mitgeht, wer in meiner Spur läuft  hat nicht den Himmel auf Erden.

Zwei Drittel kommen heute von selbst, wollen zu Jesus gehören, sich taufen lassen und Kirchenmitglied werden; ein Drittel lässt sich durch uns zum Glauben einladen. Toll!!! Da freuen wir uns. Unsere Gemeinde, die Kirche hat Zukunft.        

Menschen, die mit Jesus mitgehen haben neue Brüder und Schwestern in der Gemeinde; sie haben eine neue Blickrichtung: nach vorn.  Den Blick auf Jesus gerichtet, der wie wir Gutes und Schweres im Leben erlebt hat, kann uns Halt geben in schwierigen Zeiten. Wenn man in seinem Leben nur nach hinten schaut, wird alles krumm, man kommt nie ans Ziel. Möge Gott uns helfen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen, die uns glücklich machen und in der Nachfolge Christi einen Schritt weiterbringen. Es ist unsere Bitte: „Jesu geh voran auf der Lebensbahn und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nahzueilen. Führ uns an der Hand, bis ins Vaterland.“  (Zinzendorf)

Pfarrer Günter Dimmler, Königsee