06.05.2022
Gedanken zur Woche

Dranbleiben!

Alles neu macht der Mai. Veränderung ist angesagt. Wir freuen uns in diesen Tagen über die neu erwachte Natur und ihre Farbenpracht. Wir sehnen uns nach neuem Leben. Vielleicht kann neue Kleidung, ein neues Auto oder ein neues Haus diese ersehnte Veränderung des Lebens bringen. Gesundheit nach schwerer Krankheit ist ein Geschenk und lässt nach vorne blicken. Seitdem wir wieder Ostern gefeiert haben, begleitet uns durch die österliche Freudenzeit die Ostererfahrung: „Der Herr ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden.“ Gott hat den Tod entmachtet. Neues Leben ist möglich – auch für mich? Ja, aber nur in Verbindung mit Jesus Christus und seiner Gemeinde.

Im Evangelium des morgigen Sonntags „Jubilate – Jauchzt!“ gebraucht Jesus dafür ein anschauliches Bild: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15, 5).

Immer wieder treten Christen aus den Kirchen aus, weil sie Kirchensteuern bezahlen müssen oder enttäuscht sind. Längere Zeit schon haben sie den Kontakt zur christlichen Gemeinde verloren. Eine alte Legende greift dieses Problem auf: „In jener Zeit kam einer zu Jesus und begann zu fragen: "Meister, wir alle wissen, dass du von Gott kommst und die Wege der Wahrheit lehrst. Aber was deine Jünger angeht, dein Gefolge oder deine Gemeinschaft, wie du das nennen magst - so muss ich gestehen, dass mir das nicht besonders zusagt, im Gegenteil. Erst kürzlich hatte ich wieder eine heftige Auseinandersetzung mit einem deiner Getreuen. Und wie jeder weiß, sind sich deine Jünger untereinander auch nicht immer einig. Ich möchte deshalb ganz offen fragen: Kann man nicht auch so zu dir gehören, ich meine: ohne besondere Beziehungen mit deinen sogenannten Anhängern. Ich möchte dir schon folgen und sozusagen ein Christ sein, aber ohne die sogenannte Gemeinde, ohne Kirche und all das ...!?" Da sah ihn Jesus aufmerksam an. "Hör zu", sagte er dann, "ich will dir eine Geschichte erzählen: Da waren ein paar Männer, die saßen eines Tages im Gespräch zusammen. Als nun der Abend kam und die Dunkelheit hereinbrach, trugen sie Holz herbei zu einem Holzstoß und entfachten ein Feuer. Da saßen sie miteinander, die Glut des Feuers wärmte sie, und der Schein der Flammen erhellte ihre Gesichter. Da war aber nun einer unter ihnen, der wollte nicht länger im Kreis bei den anderen sitzen, sondern für sich allein. So nahm er einen brennenden Holzspan vom gemeinsamen Feuer und setzte sich damit abseits, fern von den andern. Der glimmende Span leuchtete auch ihm und strahlte Wärme aus. Bald aber ließ die Glut nach, und der alleinsitzende Mann spürte erneut die Dunkelheit und die Kälte der Nacht. Da besann er sich und nahm das schon erkaltete Stück Holz und trug es zurück in die Glut des großen Feuers, wo es sich erneut entzündete und Feuer fing und zu brennen begann. Und der Mann setzte sich wieder in den Kreis der andern. Er wärmte sich auf, und der Schein der Flammen erhellte sein Gesicht."

Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Jesus der Weinstock kann auch in unserer Tagen den Menschen Kraft und Orientierung geben. Aber auch ohne die Reben, die Gemeinde, vertrocknen die Trauben. Wie herrlich anzuschauen, aber auch zu genießen ist eine Weintraube mit ihren saftigen Beeren. Vertrocknete Reben machen keinen Sinn; sie können keine Früchte tragen. Auch ein „vertrockneter“ Christ kann seinen Auftrag nicht erfüllen. Deshalb: Dranbleiben – an Jesus und seiner Gemeinde!

Bleiben oder werden Sie gesund und lassen Sie uns weiter gemeinsam für den Frieden beten!

Pfarrer Günter Dimmler, Königsee