10.12.2021
Gedanken zum 3. Advent

Die dritte Kerze am Adventskranz wird angezündet. Zum 3. Advent gehört Johannes der Täufer, der Jesus den Weg bereitet hat. Er hat ihn angekündigt und ihn getauft. Er hat Menschen dazu gebracht, ihr Leben zu überdenken und wegzuräumen, was zwischen ihnen und Gott stand und zwischen ihnen und anderen Menschen. Er hat so Täler und Berge geebnet. Er ist ein Wegbereiter. Viele Menschen sind Wegbereiter. Ich sitze am Bett eines Patienten auf der Pandemiestation. Durch das Fenster sehe ich die weihnachtliche Beleuchtung an den Bäumen vor der Klinik. Schneeflocken fallen. Eigentlich ein idyllisches Bild. Meine Gedanken sind beim Patienten. Wird er es überleben? Schweres Atmen. Vor ihm aber Fotos von der Familie. Hier ist er Wegbereiter gewesen. Wegbereiter für seine Kinder. Er hat ihnen Liebe gegeben, Unterstützung, Warnungen, hat Steine aus dem Weg geräumt.

Ich denke an die Pflegenden und Ärztinnen und Ärzte, die jetzt für ihn Wegbereiter sind. Sie sind da, Tag und Nacht, ebnen die Täler der Luftnot und die Berge der Angst. Ich selbst sehe mich als Wegbegleiter. Ich spreche still ein Gebet, für mich, für ihn, für die Anderen. Es kommt der 3. Advent. Wie viele Berge und Täler liegen auf dem Lebensweg von Menschen? Ich hoffe, jede und jeder bewältigt mit eigener und Gottes Hilfe seinen oder ihren Weg, dass er zu schaffen ist, trotz Täler der Traurigkeit und manchmal auch Berge der Selbstüberschätzung.

Pfarrer und Klinikseelsorger Christian Sparsbrod