12.02.2020
Festwochenende 300 Jahre Saalfelder Schlosskapelle

Herzog Johann Ernst von Sachsen-Saalfeld und sein Anspruch, Bleibendes über Jahrhunderte zu schaffen – Besuche aus Bayreuth und Nürnberg

Saalfeld. Am 8. Februar 1720 wurde die Saalfelder Schlosskapelle „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ mit einem Festgottesdienst anlässlich der Hochzeit von Sophia Wilhelmina von Sachsen-Saalfeld mit dem Rudolstädter Fürsten Friedrich Anton eingeweiht. „Das macht unsere Schlosskapelle zu einem frühen Symbol der Allianz zwischen Saalfeld und Rudolstadt“, betonte Landrat Marko Wolfram anlässlich der drei Veranstaltungen, mit denen von Freitag bis Sonntag das Jubiläum gefeiert wurde. Als Ehrengast aus Bayreuth konnte er den oberfränkischen Regierungsvizepräsidenten Thomas Engel begrüßen, der als geborener Coburger zu der alten Saalfeld-Coburgischen Tradition eine besondere Verbindung hat.

„Der Weihegottesdienst fand mit Glanz und Gloria statt“ – und genau auf den Tag genau 300 Jahre später, also am Samstag, 8. Februar 2020, lud die Saalfelder Kirchgemeinde zum feierlichen Gottesdienst – der sowohl im Ablauf wie auch bei der musikalischen Gestaltung durch den Kammerchor der Schlosskapelle umfassend den besonderen Anlass würdigte.
Ohne Klaus-Peter Marquardt, den Vorsitzenden des Vereins Schlosskapelle, wäre das Festwochenende und der musikalische Genuss der Extraklasse nicht möglich gewesen, sagte der Landrat in seinem Dank an alle Mitwirkenden und Beteiligten.

Während am Freitag abend Geschichtsfreunde in dem Vortrag von Dr. Niels Fleck und am Sonntag im Festkonzert die Musikliebhaber angesprochen waren – wendete sich der Gottesdienst am Samstag neben Geschichts- und Musikfreunden zugleich an gläubige und spirituelle Menschen und an Freunde der barocken Kultur. Denn Herzog Johann Ernst höchstselbst, der Begründer des Hauses Sachsen-Saalfeld und Stammvater vieler europäischer Herrscherhäuser und Bauherr der Schlosskapelle, gab sich die Ehre: Der inzwischen über 90jährige Lothar Bock und seine Gruppe der herzoglichen Saalfeder Rokokogruppe gaben dem Gottesdienst mit ihrem Auftritt in barocken Gewändern einen zusätzlichen authentischen Glanz.
Federführend gestaltete Pfarrer Christian Weigel den Gottesdienst und stellte ihn unter das Motto „Ich und mein Haus – wir wollen dem Herrn dienen“ und erfüllte in seiner historisch geprägten Predigt den Anspruch von Johann Ernst mit Leben, etwas Bleibendes zu schaffen.

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, hatte am Abend zuvor Dr. Niels Fleck in seinem Festvortrag „Das Bildprogramm der Saalfelder Schlosskapelle“ intensiv erläutert. Die Schlosskapelle wurde 1806 als Pferdestall zweckentfremdet und sollte nach dem 1. Weltkrieg wegen der Wohnungsnot beinahe zu Wohnungen umgebaut werden. Das sind nur zwei der Ereignisse, auf Fleck bei seinem Parforceritt durch die dreihundertjährige Geschichte des Gebäudes hervorhob und die das Überdauern der Schlosskirche und die Möglichkeit zur 300-Jahr-Feier zu etwas Besonderem machen. Der Kunsthistoriker hatte vor zwanzig Jahren seine wissenschaftliche Laufbahn nach dem Studium an der Freien Universität Berlin mit einer Magisterarbeit über die Saalfelder Schlosskapelle begonnen. In seiner anschließenden Dissertation über „Fürstliche Repräsentation im Sakralraum“ in den ernestinischen Schlosskirchen in Thüringen hatte er seine Erkenntnisse aus den Forschungen über Saalfeld zum Ausgangspunkt genommen. Im Vortrag entwickelte er auf spannende Weise, welche Bedeutung die Saalfelder Schlosskapelle als Musterbeispiel frühneuzeitlicher Hochkultur hatte, die die Weltläufigkeit des Auftraggebers Johann Ernst zeigen.

Mit dem Festkonzert am Sonntag unter der Leitung von Musikdirektor Oliver Weder setzten das Kammerorchester der Thüringer Symphoniker, der Kammerchor der Schlosskapelle und die Solisten einen glanzvollen Höhepunkt und Abschluss des Festwochenendes. „Das war heute mein Weihnachtskonzert“, äußerte sich begeistert eine Besucherin aus Nürnberg. Mit dem Eingangschor aus Bachs BWV 214 „Tönet, ihr Pauken! Erschallet Trompeten!“ starteten die Musiker mit voller musikalischer Kraft. Andreas Marquardt spielte an der Orgel und am historischen Cembalo, das vom Leipziger Gewandhausorganist Michel Schönheit zur Verfügung gestellt worden war. Sopranistin Elisabeth Mücksch und Altistin Marie Bieber, Tenor Paul Kmetsch und Bass Nils Stäfe sorgten zum Abschluss bei Bachs Magnificat für ein weiteres nachhaltiges Erlebnis.

Martin Modes
Presse- und Kulturamt

Freitag: Vortrag von Dr. Niels Fleck, Dr. Fleck im Gespräch mit MDR-Reporterin Stefanie Reinhardt, Zu dritt im Gespräch – Landrat Marko Wolfram, der oberfränkische Regierungsvizepräsident aus Bayreuth, Thomas Engel und Dr. Niels Fleck
Samstag: Gottesdienst mit herzoglichem Besuch der herzoglichen Saalfelder Rokoko-Gruppe
Sonntag: Festkonzert

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