04.01.2019
Die Finsternis vergeht ...

... und das wahre Licht scheint

Hinter uns liegen die heiligen zwölf Tage. Tage und Nächte, die im Kreislauf des Jahres etwas Besonderes sind. Der engere Weihnachtsfestkreis endet mit dem Epiphaniasfest.
Es beginnt etwas Neues. Was verborgen war, erstrahlt hell und klar. Ein Stern führt die Könige aus den Weiten des Orient nach Bethlehem zum Kind. Sie haben am 6. Januar ihren eigenen Tag. Die Könige, die nun auf den Plan treten und dem Kind Gold, Weihrauch und Myrre schenken.

Haben Sie ihn gesehen? Den Stern! Man kann ihn vor Sonnenaufgang sehen. Pünktlich zum 6. Januar hatte er in diesem Jahr seinen höchsten Stand, die größte westliche Elongation am Morgenhimmel. Der Morgenstern, die Venus, erstrahlt hell am Morgenhimmel, kurz bevor der Tag beginnt.

Uns als Christen erinnert er an all das, was uns im Nachdenken über unseren Glauben bewusst ist. Im Nachdenken über all das, was man „Gott und die Welt“ nennt. Ein Nachdenken, welches mehr Erinnerung über Gottes Wege mit uns ist. Ein Nachdenken, das in die Hoffnung wächst, dass Gott, der gestern mit uns auf dem Weg war, auch morgen unser Leben begleiten werde. In heller Klarheit steht der Stern am Morgenhimmel.


Gott hat uns nicht vergessen. Er ist nicht fern von uns. In einem Kind wird er einer von uns und teilt unser Leben. Der Stern am Morgenhimmel lässt unser Herz voll innerer Freude und unseren Mund voll Lachens sein. Als Stern der Liebe, Venus, kennen ihn die Menschen.

War es eine Zeit voll Liebe, die wir bis gestern erlebt haben? Falls ja, können wir die Wärme und Lebendigkeit unserer Liebe uns weiter begleiten lassen. Die Menschen, die unsere Liebe teilen, nicht aus den Augen verlieren. Sie immer wieder neu entdecken. Liebe hat etwas unendlich Klares. In ihrem Licht erkennen wir uns selbst. In ihrem Licht scheint das Leben hell und voller Geheimnisse.

Wenn nicht, wenn unsere Zeit keine Zeit der Liebe war? Dann steht der Stern als helle Mahnung vor unseren Augen. Was hält uns gefangen? Was verborgen war, ist offenbar. Was hindert uns daran, aus Gleichgültigkeit Aufmerksamkeit werden zu lassen? Die Finsternis vergeht. Der Morgenstern scheint, bevor der Tag endgültig beginnt. Manche Chancen wollen genutzt werden.

Der Morgenstern wird erst wieder am 8. August 2020 so klar am Himmel stehen. Wir sollten so lange nicht warten. Das Leben und die Menschen, mit denen wir es teilen, sind es wert. Lassen wir uns von dem Sternen leiten. Wie einst jene Könige, die er zu Gott geführt haben soll.

Michael Wegner, Epiphanias 2019