28.12.2018
Wie damals
Wir haben uns im Frühjahr kennengelernt. Bei einem Ausflug, den wir mit dem Café für Geflüchtete organisiert hatten. Die ganze Familie war dabei. Karim mit seiner Frau und den vier Kindern.
Mit dem ältesten Sohn war er vor drei Jahren aus Syrien geflohen. Aus seiner Heimatstadt Aleppo. Dort war alles kaputt vom Krieg. Keine Aussicht auf Frieden.
Nach einem monatelangen Fußmarsch kamen sie hier in Erfurt an. Fanden eine kleine 2-Zimmer Wohnung. Von Anfang haben sie Deutsch gelernt, der Sohn ist zur Schule gegangen. Er ist mittlerweile einer der besten in seiner Klasse. Endlich im Frühjahr konnte seine Frau mit den drei Töchtern nachkommen. Sie sind mit in die kleine Wohnung gezogen. Haben mich eingeladen. Wir haben zusammen gegessen, erzählt von der Heimat.
In der Wohnung können sie nicht mehr bleiben. Seit Wochen sucht Karim eine neue, aber es ist immer dasselbe. Er meldet sich auf Annoncen, bekommt aber keine Antwort. Er klappert die Wohnungsgesellschaften ab, hat auch schon mal eine Wohnung besichtigt, dann doch eine Absage erhalten. Private Wohnungsverwaltungen lehnen gleich ab. Jemand ohne Job. Da lassen wir die Wohnung lieber leer stehen. Es gibt zu viele schlechte Erfahrungen.
Einige Male bin ich mit ihm mitgegangen, zur Unterstützung. Aber auch das hat nichts geholfen. Ich kam mir ziemlich hilflos vor.
So muss es der Heiligen Familie auch gegangen sein. Damals aber hat Einer geholfen. Hat geschaut, was geht. So hatte das göttliche Kind wenigstens ein Dach über dem Kopf.
Wie schön wäre es, wenn das heute auch wieder passieren würde? Ist da vielleicht jemand, der Karim und seiner Familie helfen kann?, fragt in dieser Nacht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.