17.04.2025
Was Jesus am Ende wollte. Essen mit Freunden
Wer einen nahen Menschen verliert, dem werden die letzten Momente mit ihm ganz wichtig. Was hat er gesagt und getan? Heute, Gründonnerstag, denken wir in der Kirche an die letzten Stunden vor Jesu’ Tod. Und wissen Sie, was er gemacht hat? Nicht gepredigt oder Kranke geheilt. Nein, er hat zu Abend gegessen mit seinen Freunden. Auf dem Tisch: frisches Brot, Joghurt, Linsen, Gurken, Trauben und Feigen. In den Karaffen Wasser und Wein. So saßen die Freunde viel zusammen in den vergangenen Jahren. Sie reden, lachen und je später es wird, desto mehr Sätze beginnen mit: „Wisst ihr noch…?“ Sie kennen sich durch und durch. Nur Jesus, um den sich alles dreht, der hat sie oft überrascht. So auch an diesem letzten Abend. Er sagt: „Einer von euch wird mich verraten.“ Erschrockene Gesichter. Wie schnell die Stimmung an einer Tafel umschlagen kann! „Was, wieso? Wer denn? Aber ich werde es doch wohl nicht sein!“, murmeln die Freunde. Jesus sagt: „Der mit mir zusammen sein Brot in die Schüssel getaucht hat, der ist es.“ Klingt, als wüsste er genau, was an dem Abend noch kommt. Er wird festgenommen. Verurteilt. Ganz allein muss er das durchstehen. Am Kreuz wird er hingerichtet. Fühlt sich verlassen von Gott. Morgen, Karfreitag, ist darum auch ein Gedenktag für unverschuldetes Leid und fürs Sich-Verlassenfühlen. Gehört alles dazu, bevor es Ostern werden kann.
Aber seinen letzten „normalen“ Moment hatte Jesus mit seinen engsten Leuten. Und wenn es stimmt, was wir in der Kirche sagen – „an Jesus sieht man wie Gott ist“ – dann sind Essen und Freunde ganz wichtig für ihn.
Am besten ist sowieso, wenn beides zusammenkommt. Das wünsche ich Ihnen für die nächsten Tage! Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach