13.02.2017
Versöhnung

Dann fiel sie doch in sich zusammen. Keine der vielen Bomben hatte sie getroffen. Doch dem Feuer konnte die Steinkuppel nicht standhalten. Am 15. Februar 1945 fiel die Dresdener Frauenkirche in sich zusammen.
Vier Jahre zuvor traf es die Kathedrale von Coventry. Bei deutschen Luftangriffen wurde sie vollständig zerstört. Bei Aufräumarbeiten wurden im mittelalterlichen Dachgebälk große Zimmermannsnägel gefunden. Aus drei dieser großen Nägel ließ sich der Dompropst Richard Howard ein Kreuz anfertigen. Und noch über den Trümmern ruft er dazu auf: „Übt keine Rache. Sucht die Versöhnung.“
Gleich nach dem Krieg nimmt die Gemeinde von Coventry Kontakt zu den Dresdener Gemeinden auf. Ihr Motto: „Brücken bauen, Versöhnung leben.“ So werden aus Kriegsgegnern Freunde. Nach der friedlichen Revolution wird der Kontakt noch intensiver. Die Engländer unterstützen den Wiederaufbau der zerstörten Frauenkirche. So wird aus der Ruine eine der schönsten Kirchen im Land.
Das Nagelkreuz von Coventry ist längst zum Symbol geworden. 160 Gemeinden, die von Bombardierungen betroffen wurden, schließen sich zur Nagelkreuzgemeinschaft zusammen. Auch Erfurt gehört dazu.
„Vergebt einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat.“ So betet die Nagelkreuzgemeinschaft. Und ich staune über die Kraft der Versöhnung. So können die Wunden der Geschichte heilen. So wächst der Frieden.
Eine friedliche Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Schüfer, evangelisch und aus Erfurt.