Gedanken zur Nacht

Heute Abend denke ich an Uli. Er war lange Zeit als Landarzt tätig, mittlerweile ist er im Ruhestand. Wir hatten uns im Posaunenchor kennengelernt, er hat Trompete gespielt.

Er selbst würde von sich wohl nicht behaupten, dass er besonders fromm ist. Deshalb überraschte es mich, als er mir mal erzählte, was er manchmal seinen Patienten anbot, denen er gerade eine schwerwiegende Diagnose gestellt hatte. Er versprach ihnen, zu Hause für sie auf seiner Trompete einen Choral zu blasen. Das war seine Form der Anteilnahme. Zuerst hat es ihn selbst getröstet, so erzählte er mir. Und seine Patientinnen und Patienten haben es immer gern und sicher auch überrascht angenommen.

Sein Angebot war eine ganz vorsichtige und sehr zurückhaltende Art zu sagen: Ich bete für dich. Ich stelle dir nicht nur die Diagnose und verschreibe dir Medikamente. Ich sehe auch, dass du mein Gebet brauchst. Ich bete für dich.

Ich denke an Uli und wünsche mir viele mitfühlende Menschen, die uns begleiten, auch in dieser Nacht. Ich bin Pastorin Katarina Schubert von der evangelischen Kirche in Kamsdorf.