03.02.2025
Murmeltier aus Punxsutawney
Gestern war Murmeltiertag. Aber das Murmeltier, um das es dabei geht, war am Anfang vermutlich ein Dachs. Berühmt wurde es durch einen Film. Darin muss ein Fernseh-Wettersprecher in die Kleinstadt Punxsutawney fahren, um einen Bericht zu machen über den Nager. Immer am 2. Februar wird der aus seinem Bau geholt für eine Wetterprognose. Angefangen mit diesem Brauch haben aber wohl deutsche Einwanderer.
Sie brauchten etwas, was sie an die alte Zeit in ihrer Heimat erinnerte. Von dort kannten sie den Spruch: „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch’, kriecht er noch sechs Wochen in sein Loch.“ Solche Wetterregeln halfen zu erkennen, wann es Zeit zum Säen und zum Ernten war. Für die Einwanderer besonders wichtig, denn sie mussten den neuen Boden und das neue Klima erst kennenlernen. Die Wetterregeln haben darum oft mit Tieren zu tun. Die sind näher dran an der Natur, haben ein stärkeres Gespür dafür, was sich verändert. Und weil es in Nordamerika keine Dachse gibt, schnappten sich die deutschen Einwanderer eben ein Murmeltier. Im Film aber ist das Tier die Ursache allen Übels für Phil, den Wettersprecher. Er muss den Murmeltiertag wieder und wieder erleben. Eine Zeitschleife. Wie ein Hamster im Rad versucht er zu entkommen. Das klappt aber erst, als er anfängt, die schier unendliche Zeit sinnvoll zu nutzen. Er lernt zum Beispiel Klavierspielen und ist am Ende – wegen der unzähligen Murmeltiertage – schon richtig gut.
Gestern war Murmeltiertag und ich hoffe für Sie, dass Sie nicht in einer Zeitschleife feststecken. Sondern, dass Sie sich ganz in Ruhe fragen können: Was würde ich nochmal anfangen zu lernen, wenn ich sehr viel Zeit hätte?
Manchmal ist ja die beste Stunde für solche Wünsche jetzt.
Milina Reichardt-Hahn, evangelische Pfarrerin in Fambach