04.02.2025
Körnchen Salz in der Hochzeitssuppe
2025 wird bei uns ein Hochzeitsjahr. Sechs Trauungen sind angemeldet; das ist viel für unsere kleine Kirchengemeinde. Als Pfarrerin freue ich mich darüber. Als Privatperson bin ich etwas vorsichtiger. Gut, die letzte Hochzeit, die ich privat besucht habe, liegt schon eine ganze Weile zurück, 15 oder knapp 20 Jahre. Und manche Ehen, die damals traumhaft gefeiert wurden, bestehen heute schon nicht mehr. Das ist traurig, vor allem für die Kinder, und immer ein langer Weg gewesen, bis es zu dem Entschluss kam. Aber klar ist auch: Manchmal geht es anders eben nicht mehr. Zusammenleben – selbst wenn man es wirklich gut miteinander meint – bleibt einfach eine unserer schwersten Aufgaben.
Aber auch das sollte man vor Augen haben, wenn man heiratet, finde ich. Wenigstens für einen Moment. Deshalb erzähle ich bei Trauungen manchmal von einer Idee der Dichterin Eva Strittmatter – die am Samstag 95. Geburtstag hätte. Es sind zwei Zeilen aus ihrem Gedicht „Anfang der Liebe“: Erst wenn man weiß, dass sie enden kann, hat man den Anfang der Liebe erreicht. Natürlich will man mitten im Hochzeit-Feiern nicht unbedingt vom Ende der Liebe hören. Aber so gut wie immer sitzen unter den Hochzeitsgästen nahe Verwandte oder Freunde, bei denen die Liebe bereits geendet hat. Obwohl das anfangs auch anders geplant war.
Sie bleibt eben nicht selbstverständlich da, die Liebe. Sie kann aus vielen Gründen auch wieder verloren gehen. Wenn einem das klar ist, weiß man sie viel mehr zu schätzen. Und bemüht sich ganz anders darum.
Das hoffe ich jedenfalls für all meine Hochzeitspaare, dass Sie kräftig mitbauen an Ihrer Liebe. Und Ihnen soll morgen ein Stück Liebe zufallen. Wünscht Milina Reichardt-Hahn, evangelische Pfarrerin in Fambach