21.01.2019
Mondblick
Haben Sie heute morgen die Mondfinsternis verfolgt? Von halb vier bis kurz vor neun Uhr stand der Mond blutrot und größer als sonst am Himmel. Ein beeindruckendes Schauspiel für alle, die einen freien Blick auf den Mond genießen konnten. Inzwischen ist es wieder Nacht und der Mond nimmt nun Tag für Tag ein Stückchen ab.
Ein Liedvers von Matthias Claudius kommt mir in den Sinn. Da heißt es:
„Siehst Du den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen,
weil unsere Augen sie nicht sehen.“
So geht es mir manchmal auch mit Gott. An manchen Tagen habe ich freie Sicht.
Dann kann ich Spuren Gottes in meinem Leben erkennen. Da spüre ich: Gott ist da.
Da habe ich Kraft und Lebensfreude. Und dann gibt es Tage, da bin ich mir nicht mehr sicher. Da frage ich: Gott, wo bist du in meinem Leben? Oder: Wie konnte das nur geschehen? Da bin ich kraftlos und ohne Hoffnung und starre fragend in den Himmel.
Und dann denke ich wieder an das Bild von dem Mond. Und wie sich mein Blick auf den Mond verändert. Manchmal ist er nur halb zu sehen und an manchen Tagen gar nicht. Aber er ist doch da. Und ist rund und schön. Und er wird wieder hervortreten
und ich werde ihn wieder und wieder sehen können. In seiner ganzen Schönheit.
Eine gute Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.