11.09.2018
Miteinander reden

Jetzt im September ist es wieder so weit. Mit meinem Freund Karim ziehe ich in unserer Stadt von Gotteshaus zu Gotteshaus. Wir gehen spazieren. Für ein gemeinsames Abendessen laufen wir von der Moschee zur Kirche. Mit uns laufen 250 Menschen. Wir nennen das „Running Dinner der Religionen“. Der Gedanke dabei: Jeder ist einmal Gastgeber, jeder ist einmal Gast.

In diesem Jahr beginnen wir bei Karim. Er hat uns eingeladen in die Moschee. Für eine Vorspeise. Die Moschee ist ein einfacher Raum. Ausgelegt mit Teppichen. Von Luxus keine Spur. Dafür steckt viel Liebe in den Details. Und in den kleinen Baklava-Stücken, die uns gereicht werden. Und noch mehr Zucker steckt in dem Tee, den wir trinken. Karim erzählt mir vom Leben als Muslim in unserer Stadt. Da kann ich viel Dankbarkeit erkennen, aber auch manche Sorge. Sorge, ob wir das hier als Gesellschaft hinbekommen. Sorge um Frauen, die für ihre Kopftücher angefeindet werden. Sorge um Kinder, die in der Schule ausgegrenzt werden. Auch ich sorge mich. Und mit mir viele Menschen, die an diesem Abend mit Muslimen ins Gespräch kommen. Endlich reden wir miteinander und nicht übereinander.

Das tut mir gut – gerade heute am 11. September, dem Tag der Anschläge auf das World Trade Center in New York.

Seien wir mutig und gehen wir aufeinander zu wünscht sich Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch aus Weimar.