Gedanken zur Nacht

Luther – Zitat: "Ein jeder handle so, als wollte Gott eine große Tat durch ihn vollbringen."

In Ruhe backt sie einen Kuchen. Wählt behutsam Eier aus der großen Stiege aus, siebt das Mehl, vermischt es mit dem Zucker, den sie vorher fein gerieben hat,
denkt daran, wie ihre Mutter abends die Milch im Butterfass gestampft hat und zerreibt die Butter jetzt mit ihren Händen, so dass sie genau die richtige Temperatur bekommt und sich in leichten Flocken verteilt.
Sie liebt es zu backen. Diese Zeit gehört ihr ganz alleine.
Sie liebt ihren Händen zuzuschauen, wie sie fast automatisch den Teig zu kneten und zu formen beginnen.
Sie liebt es, wenn dann der Duft aus dem Ofen sich in der Wohnung ausbreitet.
Und sie liebt es, ihn zu teilen.
Sie lebt alleine, lange schon. Ihre Kinder sind weit weg, der Mann gestorben.
Jedes Mal sucht sie sich jemand anderen aus, den sie mit ihrem Kuchen besucht.

Ihr Blick fällt auf ihren Abreißkalender am Küchenschrank. In diesem Jahr 2017 sind es Zitate von Martin Luther. Tag für Tag.
"Ein jeder handle so, als wollte Gott eine große Tat durch ihn vollbringen." steht da für heute.
Handle so, als wolle Gott eine große Tat durch dich vollbringen.
Ob Gott überhaupt irgendetwas mit ihrem Leben zu tun hat, dessen ist sie sich oft gar nicht sicher. Zu großen Taten fühlt sie sich nicht berufen. Das ist nicht ihr Ding. Erst recht nicht im Namen Gottes.
Heute backt sie ihren Kuchen. In Ruhe und mit Liebe. Und ihr Nachbar wird sich freuen, wenn sie morgen früh damit vorbeikommt.
Große Taten sind oft die kleinen Dinge, die wir lieben.