Gedanken zur Nacht

Sie feiern Karneval. Jedes Jahr. Mit Freunden. Und erzählen im Freundeskreis begeistert davon. Schon im Herbst beginnen die Vorüberlegungen für die nächste Saison. Frühzeitig gehen sie auf Ideensuche. Denn sie feiern Karneval anders, als ich das sonst so kenne. Nicht: Du Indianer oder Ritter, ich Prinzessin oder Tänzerin. Sie machen auch nicht einfach Motto-Party: 20-er Jahre.
Nein, bei ihrer Faschingsfete stellt nicht der Einzelne etwas dar. Sondern es gilt, immer gemeinsam etwas darzustellen. Zusammengesetzte Worte werden in Kostüme gebracht. Und die anderen sollen sie erraten.
In einer Karnevalssaison hatten sich sieben Leute zusammengetan. Die waren ein Zebrastreifen. Also: du schwarz, ich weiß, sie schwarz, er weiß... und zur Kostümvorstellung lagen sie dann nebeneinander - in gleichmäßigem Abstand - auf dem Boden. Eben ein Zebrastreifen.
Im Jahr darauf erschien ein Paar: Sie hatte sich mit Schürzen behangen, er sich als Jäger ausgestattet. Ja, richtig: zusammen waren sie ein Schürzenjäger.
Sie feiern Karneval. Sie feiern ihre gemeinsame Idee. Sie feiern nicht das schönste Einzelkostüm. Sondern das Bild, das sie zusammen ergeben. Zwei oder mehrere ergeben zusammen ein Ganzes. So feiern sie das Leben.
Denn keiner steht für sich allein. Ich bin Teil eines Gesamtkunstwerkes. Und du bist es auch.
Mein fröhliches “Helau“ für diesen Karneval.
Eine gute Nacht sagt Ihnen Pastorin Theresa Rinecker aus Weimar