25.07.2016
Gott lenkt.

Wir fahren gern Tandem. Vorn mein Mann. Ich sitze lieber hinten. Denn das erinnert mich an meine Kindheit. An Fahrradfahrten mit meinem Vater. Ich auf dem Kindersattel dicht vor ihm.

Ich hatte keine Verantwortung. Musste nichts machen. Ließ mich durch die Landschaft schaukeln. Durch den Kiefernwald, vorbei an Feldern und kleinen Seen. Bis ins nächste Dorf.

Ich erinnere mich noch gern an die Fahrrad-Klingel mit ihrem warmen, tiefen Ton. Ich kann mich auch an den Geruch meines Vaters erinnern. Ein vertrauter Duft.

Tandem-Fahren hinten ist Vertrauenssache. Wer vorn sitzt, hat die Verantwortung. Hinten kann ich nicht alles so überblicken. Meinem Mann vertraue ich. Wir sind seit 38 Jahren glücklich verheiratet.
Treten muss ich hinten auch, klar. Das ist bei Anstiegen kein Kinderspiel. Und manchmal werde ich ordentlich durchgeschüttelt. Weil ich nicht sehen kann, wenn es durch eine Regenrinne geht oder über eine Wurzel. Aber wir sind bisher immer unversehrt angekommen.
Manchmal denke ich beim Radeln: In meinem Leben ist es auch so. Es gibt keinen Stillstand. Die Tage ziehen vorüber. Die Wochen, die Jahre. Als flögen wir davon. Und ich muss mich oft echt anstrengen. Aber ich erlebe so viel Schönes! Auch, wenn ich längst nicht alles überblicken kann. Und manchmal ordentlich durchgeschüttelt werde.
Bist Du, Gott, mit mir unterwegs? Darf ich mich von Dir
navigieren lassen?
Ich möchte fühlen, dass Du nah bist. Wie ein Vater.
Ich möchte darauf vertrauen, dass ich gut am Ziel ankommen werde.

Eine gute Nacht voller Vertrauen
wünscht
Angela Fuhrmann,
Pfarrerin von der Ev. Kirche in Gotha