Gedanken zur Nacht

Es sind die Kleinen, die den Unterschied machen. Ohne sie würde unsere Sprache nicht funktionieren. Kleine Worte wie „bis“ „und“, „aber“, und Zeichen wie das Komma und der Doppelpunkt. Eine lange Liste ließe sich erstellen. Ein Buch darüber von Kerstin Preiwuß hat mir die Augen geöffnet. In „Das Komma und das Und“ zeigt sie, es sind die Kleinen, die die Würze bringen, die trennen und abmildern, die alles verwandeln können.

Besonders eindrücklich beim „oder“. Dieses wundervolle Wort, das, richtig gebraucht, zeigt, du kannst auf eine Sache ganz vielfältig blicken, sie unterschiedlich empfinden. So oder so.

Das Glas kann halb voll oder halb leer sein. Du kannst an Gott glauben oder an eine höhere Kraft oder vielleicht ans Schicksal, ja oder an gar nichts. Wie siehst du das eigentlich? Und schon kann ein Gespräch in Gang kommen.

Jedes „oder“ kann vermitteln, jedes „oder“ signalisiert, kein Mensch hat die Wahrheit für sich gepachtet. Wir sind alle fehlbar. Es könnte ja sein, dass ich etwas missverstanden oder noch nicht verstanden oder überhaupt noch nie darüber nachgedacht habe. Wie viel freundlicher wäre die Welt mit mehr „Oder“ – Gell?

Eine behütete Nacht wünscht Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.