09.03.2024
Gedanken zur Woche - Lätare

Kennen Sie auch einen dieser Leute,
die jeder Situation noch etwas Gutes abringen können?
Es gibt Tage und Zeiten, da regen ihre Worte mich richtig auf.
Wenn ich einfach nur mal jammern will.
Mich in meinen Ärger reinsteigern,
ein paar Tränen vergießen,
unendlich traurig sein.
Und genau da kommen sie mit ihrer Glückskeksweisheit um die Ecke.
„Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ oder
„Es gibt doch immer ein Licht am Ende des Tunnels.“
Unauffällig rolle ich mit den Augen.
„Meine Güte,“ denke ich, „immer müssen sie es besser wissen,
dabei können sie einfach nur nicht die Traurigkeit aushalten.“
 

Der Sonntag Lätare ist auch so einer, der es besser weiß.
Das dunkle Violett der Passions- und Leidenszeit heitert er zu einem Rosa auf.
„Freut euch! - das Licht ist schon in Sicht.“ ruft er auch noch dazu.
Was soll das, inmitten der Passionszeit? Könnte man denken.
Tatsächlich, weil dieser Sonntag es wirklich besser weiß.
Weil er weiß, dass in der Traurigkeit schon Hoffnung angelegt ist.
Im Ärger die Freude,
in der Sorge die Erleichterung,
im Sterben das Leben.
Jesus selbst beschreibt es ganz greifbar:
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
Es scheint fast, als brauchen sie sich gegenseitig.
Als seien Traurigkeit, Ärger, Sorge und Weizenkorn, das, was die Kraft gibt,
der Dünger für das Neue.
Hoffnung, Freude, Erleichterung und der Weizenhalm
können nun umso kraftvoller wachsen,
wenn das andere stirbt.
 

Diese krampfhaft positiv denkenden Menschen
bringen mich trotzdem regelmäßig auf die Palme.
Vielleicht, weil sie so oft nicht verstehen,
dass Trauer, Sorge, Wut und Ärger ihre Berechtigung haben.
Vielleicht auch, weil sie, im Gegensatz zu mir,
schon die grünen Spitzen dessen sehen können,
was da Neues und Wunderbares heranwächst.
Das Licht von Ostern, welches das dunkle Passionsviolett
für einen Moment zu Rosa werden lässt.
Das erste Grün des Frühlings, welches uns ein „Hach!“ entlockt.
Die Hoffnung und die Freude,
das Osterfest und sein Licht sind schon ganz nah.
Einige, wie ich, sind noch ganz beim Samenkorn,
andere haben schon den grünen Halm in den Blick genommen.
Beides braucht es.
 

Übrigens, mögen Sie eine bildliche Unterstützung für Ihr Zuhause?
Wer jetzt Kresse oder Ostergrassamen auf Watte aussät,
kann schon in ein paar Tagen das erste Grün entdecken.
 

Einen freudvollen Blick auf das, was um uns wächst wünscht Ihnen,
 

Pfarrerin Sarah Zeppin aus Leutenberg