10.02.2024
Gedanken zur Woche - Brandbriefe
Der Apostel Paulus hat mehrere Briefe geschrieben. Sie stehen in der Bibel und beinhalten so starke Sätze wie: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Paulus war Christ. Aber er war auch Jude und die Liebe galt auch seinem Volk. Er hätte sicher in dieser Woche einen „Brandbrief“ geschrieben: In Berlin ist ein Jude zusammengeschlagen worden von einem Judenhasser aus arabischen Kreisen. Er muss mit mehreren Knochenbrüchen im Krankenhaus behandelt werden. Wenn Juden in unserem Land wieder Angst haben müssen, dann betrifft mich das: „Nie wieder ist jetzt!“. Ach so, Brandbriefe werden geschrieben, wenn etwas ganz dringend ist, ursprünglich als Bestätigung für ein abgebranntes Haus, um Hilfeleistungen zu bekommen.
In den letzten Tagen gab es einige „Brandbriefe“: Ja, sie haben alles zusammen unterschrieben: Thyssenkrupp, der Sportartikelhersteller Puma, die Drogerieketten dm und Rossmann, der Hausgerätehersteller Miele, das Handelsunternehmen Otto, insgesamt 50 führende Unternehmen. Sie wenden sich mit einem „Brandbrief“ an die demokratischen Parteien in unserem Land und fordern "einen parteiübergreifenden Schulterschluss der demokratischen Parteien" für den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft.
Im stern erheben Prominente ihre Stimme gegen Rechtsextremismus. Dazu gehören Helene Fischer, Herbert Grönemeyer, Alexandra Popp oder Roland Kaiser. Udo Lindenberg wird zitiert mit den Worten: „Millionen Menschen haben klare Kante gezeigt, in den Straßen steigt das Fieber, und die Message an die Politik ist klar“: Jetzt muss was passieren, kein Kuschelkurs mehr mit den Demokratiezerstörern der AfD.“ Es klingt wie ein Brandbrief.
Noch ein Schreiben hat diesen Charakter: Mehr als 280 Nachkommen der Widerstandskämpfer in der NS-Zeit rufen jetzt zum Schutz der Demokratie auf. Sie fordern alle Mitbürger dazu auf, der Neuen Rechten in unserem Land und europaweit die Stirn zu bieten. „Auch die Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen dürfen nicht zugunsten der AfD ausgehen.“ Es sind die Nachfahren von Stauffenberg, Bonhoeffer und von Moltke und von vielen anderen Familien. Wir haben unsere Straßen nach ihnen benannt. Eine Paulusstraße gibt es nicht, aber Glaube, Hoffnung, Liebe schon. Übrigens hat Paulus auch einmal eine „Narrenrede“ gehalten. Aber dazu ein anderes Mal.