30.12.2018
Spendenaktion für Saalfelder Sauer-Orgel gestartet
Förderverein gegründet - Rotary-Club spendete über 8.000 Euro
Die große Orgel in der Johanneskirche Saalfeld gehört zweifelsohne zu den ganz besonderen Instrumenten des Schaffens von Wilhelm Sauer. Nun ist das ursprünglich 49 Pfeifen umfassende Instrument in die Jahre gekommen. Das Zungen-Register „Clarinette“ im Oberwerk fehlt jedoch komplett. Die Störungen häufen sich, Reparaturen werden immer aufwändiger und sind nicht mehr dauerhaft. Jede Woche ist die Orgel vielfach im Einsatz. 120 Mal im Jahr erklingt sie - die Übzeiten der Organisten noch nicht eingerechnet.
Um die vielfältige kirchenmusikalische Arbeit mit zahlreichen Konzerten, Motetten, Gottesdiensten zuverlässig weiterführen zu können, benötigt die Johanneskirche eine intakte Orgel. Eine vollständige Restaurierung es Instruments ist daher dringend erforderlich.
Neu gegründeter Förderverein
Deshalb wurde 2018 ein Orgelförderverein gegründet. Im Frühjahr erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister. Vorsitzender ist Kantor Andreas Marquardt, weitere Vorstandsmitglieder sind Pfarrer Christian Weigel und Thomas Villwock.
Erste Spenden sind bereits eingegangen, u.a. durch den Rotary-Club. Zu seiner Verabschiedung im Juni hatte sich der Saalfelder Bürgermeister Matthias Graul keine Blumen oder andere Geschenke gewünscht, sondern über den Rotary-Club zu einer Spende für unseren Orgelförderverein gebeten. So konnte ein Scheck über insgesamt 8.310 Euro an Kantor Andreas Marquardt übergeben werden.
In seiner Ansprache betonte Matthias Graul, wie sehr ihm die Kirchenmusik in seiner Heimatstadt am Herzen liege und diese in Thüringen und ganz Mitteldeutschland durchaus einmalig sei und „Spitzenniveau“ aufweise. Zur Übergabe direkt auf der Orgelempore wurde den anwesenden Rotariern die Funktionsweise der Orgel erklärt und kleine musikalische Kostproben durch Andreas Marquardt zu Gehör gebracht.
Spendenkonto:
Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt
IBAN DE 61 8305 0303 0011 0244 88
BIC HELADEF1SAR
Verwendungszweck: Sauerorgel
Mehr Informationen zur Orgel und der Spendenaktion finden Sie auf der neu angelegten Website.
Geschichte des Instrumentes:
Die Hauptorgel der Saalfelder Johanneskirche auf der Empore im Westen wurde 1894 von Wilhelm Sauer aus Frankfurt (Oder)erbaut.
Der Prospekt stammt noch von der barocken Vorgängerorgel des Saalfelder Orgelbauers Fincke. Das Instrument mit mechanischer Traktur aus dem Jahre 1708 war ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr spielbar und musste daher ersetzt werden.
Zur Zeit der Spätromantik entschied man sich für Wilhelm Sauer (1831-1916), der seinerseits mit dem Umbau der Königsberger Domorgel sowie unter anderem mit dem Neubau der Orgeln in der Leipziger Thomaskirche und der Marienkirche zu Mühlhausen einen hervorragenden Ruf als Orgelbauer erlangen konnte.
Prägender Initiator dieses Vorhabens war der damalige Kantor an der Johanneskirche, Kirchenmusikdirektor Wilhelm Köhler. Sauer versetzte den Prospekt nach hinten, um mehr Platz zum Musizieren auf der Empore zu schaffen. Zusätzlich wurde ein freistehender Spieltisch gebaut. Dieser befindet sich ca. 5 m vor der Orgel mit Blick auf das Instrument. Im gleichen Jahr wurden durch Sauer auch die Instrumente für den Bremer Dom und die Lutherkirche zu Apolda geliefert.
Wie auch das Schwesterinstrument in Apolda wurde die Orgel in den 30er-Jahren sowohl technisch als auch klanglich umgebaut. Dabei ging wertvolle originale Substanz verloren. Der Versuch, eine originär romantische Orgel zu barockisieren, konnte nicht gelingen. Der ursprüngliche Sauersche Spieltisch wurde dabei durch den heute noch erhaltenen ersetzt. Erste Arbeiten zur Rückführung der Disposition wurden im Rahmen einer größeren Sanierung im Jahr 1996 bereits ausgeführt. Um jedoch die originale Klanglichkeit auch im Detail wieder zu erreichen, bedarf es noch einer Reihe von umfassenden Arbeiten am Pfeifenwerk und besonders bei der Intonation.
Die Saalfelder Sauer-Orgel zählt zu den schönsten Orgeln Thüringens. Unter den romantischen Orgeln nimmt sie eine Sonderstellung ein, da sie – bedingt durch den Prospekt – einen eher barock angelegten Werkaufbau besitzt und durch ihre direkte Abstrahlung heller und strahlender klingt als die typischen Sauerorgeln dieser Zeit. Die Disposition war nach einem für Sauer typischen stimmigen Konzept in hoher künstlerischer Qualität angelegt.
Jede Woche ist das Instrument vielfach im Einsatz, über 120-Mal im Jahr. Hinzu kommen noch die Übzeiten der Organisten. Von Mai bis Oktober finden immer mittwochs um 20 Uhr die Saalfelder Abendmotetten statt. Mehr Informationen zur Kirchenmusik und dem Saalfelder Kantorat: