04.07.2018
Radwegekirchen als Orte kirchlicher Gastfreundschaft

Auch im Saalfeld, Schwarzburg und Birkigt können Radler rasten

(EKMD/Ilka Jost) Ob Saale-Radweg, Elberadweg oder Elster-Radweg: wer mit dem Fahrrad durch Mitteldeutschland fährt, kann zwischendurch an vielen Orten eine ganz besondere Rast einlegen. Dazu laden derzeit 59 Radwegekirchen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ein. Alle liegen unmittelbar an den zahlreichen Radwegen in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Sie sind auf Hinweisschildern am Weg und an den Kirchen mit einem Signet gekennzeichnet.
Die Radwegekirchen bieten möglichst einen Rastplatz oder Garten mit Tischen und Bänken sowie einen Zugang zu Toiletten und Trinkwasser. Sie stehen Besuchern von Ostern bis zum Reformationstag am 31. Oktober zum Ausruhen und Innehalten offen. Viele Gemeinden bieten zusätzlich Kirchenführungen und auch Seelsorgegespräche an.


Im Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld gibt es Radfahrerkirchen am Saale-Radwanderweg, Orla-Radweg und Schwarzatal-Radwanderweg:

Johanneskirche Saalfeld (Kirchplatz 1)
Öffnungszeiten: Ostern bis 1. Nov. täglich (Mo.-Sa. 11-17Uhr, So. u. Fei. 13-17 Uhr, Okt. bis 16 Uhr,
November-Ostern geschlossen

Die Johanneskirche (erbaut um 1380-1514) ist eine der größten gotischen Hallenkirchen Thüringens. Das dreischiffige Langhaus wird im Osten von einem einschiffigen Chor weitergeführt, der durch drei Seiten eines Achtecks geschlossen ist. In den Winkeln zwischen Chor und Seitenschiffen stehen zwei Türme, die erst 1889/90 ihre heutige gleichförmige spitze Dachform erhielten.

https://evangelische-kirche-saalfeld.de/kirchen/johanneskirche-saalfeld/

Martinskapelle Saalfeld (Rudolstädter Str.)
Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr

Die Martinskapelle war ursprünglich Bestandteil eines weit ins Mittelalter zurückreichenden Siechen-Hospitals, in dem armen und kranken alten Bürgern, Invaliden und Gebrechlichen eine elementare Fürsorge zuteil wurde. Das im Äußeren schmucklose Gebäude aus dem 13. Jahrhundert dürfte aufgrund seines Baucharakters noch aus der frühgotischen Zeit des 13. Jhts stammen.

https://evangelische-kirche-saalfeld.de/kirchen/martinskapelle/

Talkirche Schwarzburg (Hauptstr. 10)
Öffnungszeiten: Sommer 10-18 Uhr, Winter auf Anfrage

Schon um 1100 wird im Tal Schwarzburg eine kleine Kapelle erwähnt, die der Heiligen Margarethe geweiht war. Diese Kapelle wurde im Jahr 1572, vor 440 Jahren, abgebrochen und komplett neu erbaut. Sie wurde der Heiligen Dreifalitigkeit geweiht - vielleicht ein versteckter Hinweis auf das Weihedatum am Sonntag Trinitatis. Die Kanzel erinnert mit ihren Palm-Säulen noch heute an den grandiosen Einzug Jesu nach Jerusalem, bei dem die Menschen die Straße mit Kleidern und Palmzweigen geschmückt hatten. Die Kanzel geht der Chronik nach zurück auf einen Pfarrer, der damals nach vielen Jahren als Missionar zurückgekehrt war.

https://www.kirchspiel-doeschnitz.de/ks-döschnitz/schwarzburg/

Ev. Kirche Birkigt (Heideweg 4, Unterwellenborn)

Die erste Kirchenanlage stammt aus 12. Jahrhundert und wurde im Jahr 1610 erweitert. Der Altar hat seinen Standort an der Ostseite, dahinter die Sakristei und darüber die Kanzel. Über der Kanzel befindet sich eine Georgiorgel aus dem Jahr 1815.
Eine Madonnenfigur mit Jesuskind und eine Figur, vermutlich des Heiligen Andreas aus dem Jahr um 1500. Zwei Leinewandgemälde auf dem Scheitelpunkt der Deckentonne aus dem Jahr 1922.


In einigen Radwegekirchen finden während des Sommers Konzerte und Festivals statt. Ein Höhepunkt ist das Orla-Radweg-Festival vom 8. bis 23. September mit Konzerten in den Kirchen Krölpa, Birkigt (Gospelkonzert mit Voices of life“ aus Saalfeld), Lausnitz, Ranis, Jüdewein und im Schützenhaus Pößneck.

Eine Karte mit allen Radwegen und Radwegekirchen deutschlandweit finden Interessierte auf der Internetseite www.radwegekirchen.de. Dort gibt es Informationen zu den genauen Öffnungszeiten der Kirchen und ihrer Geschichte. Auch die Geodaten der Radtouren stehen zum Download bereit. Das Signet wird von der jeweiligen Landeskirche nach Prüfung der Kriterien verliehen.

Etwa 4.000 evangelische Kirchen und Kapellen stehen in Mitteldeutschland. Das sind rund 18 Prozent aller evangelischen Kirchen Deutschlands. Nirgendwo sonst im Land gibt es so viele geschichtsträchtige Gotteshäuser.

Symbolfoto Radwegekirche: epd/Rainer Oettel

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