09.04.2019
Johannespassion erklingt am Karfreitag

Konzert in der Saalfelder Johanneskirche

Bachs Johannes-Passion – Gottesdienst zur Sterbestunde Jesu

Sehr alt ist die christliche Tradition, im Karfreitagsgottesdienst die Passionsgeschichte nach einem der Evangelisten in verteilten Rollen zu lesen oder zu singen. Später wurden reine Instrumentalsätze sowie Versdichtungen in Form von Chorälen und Arien hinzugefügt. Die Gemeinde sang die allseits bekannten Choräle mit. Überliefert sind Gesangbücher aus Bachs Zeit, in denen einfache vierstimmige Choräle abgedruckt sind.
Bach griff bei der Komposition seiner Passionen also auf Althergebrachtes zurück und entwickelte es weiter. Die früher entstandenen Passionen (z. B. von Heinrich Schütz, Thomas Selle oder Reinhard Keiser) waren ihm bestens bekannt. Zu unterscheiden ist hier von den „Passionsoratorien“, die erstmals Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden, sich vom genauen Wortlaut der Bibel entfernten und stärker auf die emotionale Rührung des Zuhörers abzielten.

Die Johannespassion komponierte Bach für den nachmittäglichen Gottesdienst am Karfreitag 1724 und vertonte die Kapitel 18 und 19 des Johannes-Evangeliums vollständig. Er ergänzte diesen Text durch zwei Episoden aus dem Matthäus-Evangelium (die Reue Petrus und das Erdbeben nach Jesu Tod, die im Johannes-Evangelium nicht beschrieben werden) und durch Versdichtungen (Arien und Ariosi) und Kirchenlieder (Choräle). Wie wichtig ihm die Ausdeutung der Bibelzitate durch Musik war, geht aus einem eigenhändigen Eintrag in seiner Bibel hervor: „Bey einer andächtigen Musique ist Gott allezeit mit seiner Gnaden Gegenwart“.

Deshalb führen wir in diesem Jahr in Saalfeld die Johannespassion bewusst nicht als Abendmotette auf, sondern feiern mit ihr Gottesdienst zur Sterbestunde Jesu am

Karfreitag, dem 19. April 2019 um 15 Uhr in der Johanneskirche.

Als Solisten werden Jana Reiner (Sopran), Bettina Denner (Alt), Christoph Pfaller (Tenor/Evangelist), Roland Hartmann (Bass/Worte Jesu) und Dirk Schmidt (Bass) zu hören sein. Sie musizieren mit dem Oratorienchor Saalfeld, der Merseburger Hofmusik, die auf Instrumenten historischer Mensur spielt und dem Organisten Denny Wilke unter der Leitung unseres Kantors Andreas Marquardt.

Der Eintritt ist frei – um eine angemessene Spende wird freundlich gebeten.

Die Fotos zeigen das spätgotische Wandretabel mit der Darstellung der Passion Christi nach Johannes aus der Kirche Aue am Berg, das aufgrund von Sanierungsarbeiten der Auer Kirche derzeit in die Johanneskirche Saalfeld ausgelagert und dort zu sehen ist.

Foto: Kantorat