06.04.2018
Interview mit Pfarrer Michael Wegner in Glaube und Heimat

Superintendent des Kirchenkreises Rudolstadt-Saalfeld

Am 11. März 2011 ist in Glaube und Heimat ein Interview mit Superintendent Michael Wegner erschienen (Seite 5/Randspalte). Leider konnten aus Platzgründen nicht alle Fragen abgedruckt werden. Hier der gesamte Wortlaut:

Seit 2017 ist Pfarrer Michael Wegner Superintendent im Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld im Rahmen eines Interimsdienstes. Ilka Jost sprach mit ihm über die Schwerpunkte seiner Arbeit und die aktuelle Situation im Kirchenkreis.

Herr Wegner, Sie waren bereits Interrimsuperintendent in Altenburg und sind nun in den Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld berufen worden. Warum sind Sie "der Feuerwehrmann" für schwieriges Gelände?

Das mag ich nicht beurteilen. Die Landeskirche will diesen Dienst aufbauen. Im Herbst wird eine Studiengruppe unter Leitung von Regionalbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Oberkirchenrat Christian Fuhrmann unsere Partnerkirche in den USA, die UCC, besuchen, um hier nach weiteren Erfahrungen zu fragen. Ich bin angesprochen worden, ob ich praktisch mitarbeiten möchte und fand es eine gute Herausforderung, in Kirchenkreisen an der Lösung von speziellen Problemen mit einem festen Zeithorizont zu arbeiten.

Im Kirchenkreis reiht sich Dorf an Dorf. Pfarrbereiche wurden vergrößert, Pfarrstellen aufgelöst. Welche Aufgaben stehen auf Ihrer Liste?

Es geht um einen Perspektivwechsel. Zurzeit wird in Fragen der Ressourcen zwischen haupt- und ehrenamtlicher Arbeit differenziert. Der Zugang zu materiellen Mitteln ist eine Frage der Augenhöhe. Es geht um die Frage, wie wir den Menschen in dieser Gesellschaft das Evangelium nicht schuldig bleiben. Daran werden wir als Kirche erkannt.

Im Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld sehen wir in der Einbeziehung der diakonischen Arbeit in den Verkündigungsdienst eine Möglichkeit, bestimmte Milieus zu erreichen. Gleichzeitig ist die Schaffung eines gleichberechtigten Zugangs zu finanziellen Ressourcen eine Chance, gemeinsam Kirche in Wort und Sakrament zu leben. Ich sehe eine meiner Hauptaufgaben in der analogen Begleitung der haupt- und ehrenamtlichen Arbeit.

Wo gibt es derzeit Vakanzen und wann soll eine Neubesetzung erfolgen?

In Zusammenarbeit mit dem Personaldezernat ist es uns gelungen, für zwei unserer drei Vakanzen sehr geeignete Pfarrerinnen gewinnen zu können. Darüber sind alle Beteiligten sehr froh. Für die Pfarrstelle Leutenberg sind wir nach wie vor auf der Suche.

Bei allem, was vor Ihnen liegt: Inwieweit helfen Ihnen Ihre bisherigen Erfahrungen aus anderen Ämtern?

Es sind vor allem zwei Bereiche, aus denen ich Erfahrungen nutzen kann: Zum Ersten aus meiner Arbeit als Superintendent in den Kirchenkreisen Egeln und Altenburg. Nah an den Gemeinden mit ihnen nach den Spezifika zu suchen, wie sie ihren Glauben leben wollen, ist mir wichtig geworden. In meiner Zeit, in der ich für die EKD als Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung arbeiten konnte, habe ich noch einmal Präzision gelernt.

Gerade die Arbeit im Kirchenkreis Altenburg hat mich viele gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Landeskirchenamt und in der Begleitung auf Propsteiebene machen lassen, an welche ich in Rudolstadt lückenlos anknüpfen kann.

Welche Herausforderungen sind annehmbar? Wo fängt für Haupt- und Ehrenamtliche eine nicht mehr tragbare Belastung an?

Ich bin in Rudolstadt von einem sehr engagierten, gemeinsamen Konvent aller Mitarbeitenden im Verkündigungsdienst aufgenommen worden. Eine nicht zumutbare Belastung, die auch nicht tragbar wäre, läge darin, die Mitarbeitenden mit den gegenwärtigen Herausforderungen allein zu lassen. Das würde das Problem in die Gemeinden verlagern und dort zu Konflikten zwischen haupt- und ehrenamtlicher Arbeit führen.

Wie können die strukturellen Änderungen im Hinblick auf Personaleinsparungen ab 2019 kompensiert werden?

Die gegenwärtige Zurückhaltung bei der Nachbesetzung von freiwerdenden Stellen auf Ebene des Kirchenkreises lässt uns entspannt auf die Veränderungen 2019 sehen. Es gibt keine Struktur, die den Heiligen Geist ausbremsen kann. Wir achten nur darauf, ihm nicht im Weg zu stehen.

Danke für das Gespräch!


Lebensstationen von Michael Wegner

1961 in Gräfenhainichen nahe Wittenberg geboren, übernahm Michael Wegner nach dem Theologiestudium an der Humboldt-Universität Berlin seine erste Pfarrstelle im Südharz in der ehemaligen DDR-Sperrzone. Elf Jahre war er Superintendent im Kirchenkreis Egeln bei Magdeburg. 2011 wurde er von der EKD als geschäftsführender Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung berufen. 2014 wurde Wegner eine landeskirchliche Pfarstelle für Interimsdienst der mittleren Ebene übertragen. In diesem Zusammenhang war er bis März 2017 in Altenburg tätig.