04.02.2022
In Gottes Hand

Gedanken zur Woche
4. Sonntag vor der Passionszeit

Wie schön könnte das Leben doch sein, wenn es keine Probleme gäbe. Das denke ich manchmal, gerade in diesen Zeiten. Dann erinnere ich mich an schöne Momente, die ich erleben durfte. Die Aussicht von einem hohen Berg, der Rausch der Geschwindigkeit oder die Weite der Natur um mich herum.

Es ist, als ob mir dann die Welt zu Füßen liegen würde. Ein Glücksgefühl durchströmt den ganzen Körper und alles ist gut. Für einen Augenblick im Leben einfach glücklich sein, unbekümmert und alle großen und kleinen Probleme sind weit weg.

Und einen Moment später sind die Probleme dann wieder da. Sie versperren einem wie Hindernisse den Weg. Wir müssen sie mühsam beiseite räumen oder überwinden, um weiterzukommen.

Da gibt es Menschen um einen herum, die uns das Leben schwer machen oder wir leiden selbst an unserer Schuld und unseren Versäumnissen. Wie erleben Krankheit und Tod in der Familie oder im Freundeskreis. Schicksalsschläge werfen uns aus der Bahn. Wie ertragen Ungerechtigkeiten und Verurteilungen.

Jeder Mensch kennt in der Regel beides: Höhen und Tiefen, die Leidenszeiten, die durchschritten werden müssen und die Himmelshöhen, die einen beflügeln. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Manche dieser Probleme rauben uns die Lebensfreunde und auch den Schlaf, so dass wir nicht mehr unbekümmert und glücklich sein können. Wir fühlen uns ohnmächtig und verlieren die Hoffnung, dass es besser wird.

Als Christen bitten wir Gott um Hilfe. Kann er nicht die Schwierigkeiten wenigstens ein bisschen beiseiteschieben und uns das Leben erleichtern?

So erging es auch dem Volk Israel. Nach dem Auszug aus Ägypten waren sie zunächst voller Begeisterung, aber dann tauchten diese unüberwindlichen Hindernisse auf: gefangen zwischen dem Schilfmeer vor sich und hinter sich die Armee der Ägypter. Einige wandten sich ab von Gott, andere klagten, andere hofften mit bangem Herzen und nur wenige waren voller Gottvertrauen. Als Gott dann wunderbar geholfen hatte, waren sie wieder voller Begeisterung.

Dieser Ablauf wiederholte sich in der Geschichte des Volkes unzählige Male: Sie zweifelten an Gott, wandten sich von ihm ab, und anderen Göttern zu. Und wenn Gott ihnen dann geholfen hatte, war wieder alles gut.

Als ihr Gottvertrauen wieder einmal am Boden lag, schrien sie in ihrer Verzweiflung zu Gott. So beschreibt es der Prophet Jesaja: Wach auf, wach auf! Zeig, wie mächtig du bist, Herr! (Jes 51,9). Sie betteln: Gott, tu doch etwas! Zeig deine Macht wie damals bei der Erschaffung der Welt, wie beim Zug durch das Schilfmeer…

Gott, tu doch etwas. So habe ich schon oft gebetet. Und Gott antwortet, wenn auch nicht immer gleich und so wie ich mir das vorgestellt habe. Bei Jesaja antwortet Gott den Betern: Ich bin euer Tröster. (Jes 51,12). Ihr ängstlichen Menschen, habt ihr denn vergessen, dass ich Gott bin; habt ihr vergessen, dass ihr mein Volk seid und ich mich um euch kümmere.

Was hat Gott nicht alles schon in meinem Leben getan? Er hat mich vor manchem Unheil bewahrt und mich in die richtige Richtung gelenkt. Manche Wendung habe ich nicht verstanden und erst viel später begriffen. Gott wirklich zu vertrauen, ist nicht leicht.

Gott spricht: Ich bin euer Gott. Warum habt ihr Angst vor Menschen, die doch vergehen und nichts mehr sind; vor Krankheit und Tod, die von mir besiegt werden; vor allen Hindernissen, die einmal nicht mehr sein werden.

Wir Menschen sehen nur einen kleinen Teil von allem, der Rest bleibt uns verborgen. Dennoch führen wir uns meist auf wie die Beherrscher der Welt. Und wenn wir durch Unglück und Leid mal wieder daran erinnert werden, wie unbedeutend und hilflos wir doch sind, verlieren wir unseren Lebensmut.

Schaut auf Gott, auf euren Gott und vertraut ihm, dass ihr in seiner Hand seid. Als Christen brauchen wir keine Angst haben: Nicht weil wir so stark sind, sondern weil wir Gott an unserer Seite haben und in seiner Hand geborgen sind.