11.02.2023
Gedanken zur Woche vom 11.02.2023

Wort zur Wochenwende

Was hat Religion mit dem wirklichen Leben zu tun? Diese Fragen kamen von zwei Wochen plötzlich im Religionsunterricht auf.

Wir hatten da eine Beispielgeschichte. Lucy, 16 Jahre auf einmal schwanger, brauchte dringend Hilfe! Wie soll ich mich entscheiden? So ihre Frage.

Verschiedene Meinungen und Ratschläge bekam sie zu hören. Der Kindsvater: „Mit mir hat das nichts zu tun, hättest du doch besser aufgepasst.“ Eine Freundin: „Denk doch mal an deine eigene Jugend, deinen Schulabschluss, also ich würde es wegmachen lassen.“ Lusy’s Mutter: „Um Gottes willen, was sollen die Nachbarn denken. Der Vater: „Also da müssen wir durch, du bekommst das Kind auf jeden Fall.“ Eine weitere Freundin: „Aber bedenke doch mal, was du dann alles nicht mehr machen kannst. Dein Leben ist dann doch eigentlich fast vorbei. Wer nimmt dich denn so noch?“ – „Aber abtreiben, ich weiß nicht. Kann man das nicht auch gleich nach der Geburt zur Adoption freigeben?“

Von da an wurden die Schülerinnen und Schüler sehr konstruktiv. Genau, da gibt es doch heute so Möglichkeiten und sogar Beratungsstellen. Du musst dein Kind auch gar nicht weggeben, hörte ich plötzlich: „Meine Schwester lebt in einem Mutter-Kind-Heim.“  Und der Vater war ja ganz nett aber er hat auch nicht mit Lucy entschieden, sondern über sie. Und Plötzlich kann die Frage: Und was hat das jetzt eigentlich mit Religion zu tun?

Wir haben jetzt vier Jahre miteinander Religion gehabt, das muss doch für irgendetwas gut sein, so das Statement der Pfarrerin.

Na. Ja da gibt es die 10 Gebote zum Beispiel. Und, was ist mit Jesus, was hat er gesagt? „All eure Dinge lasst in Liebe geschehen“ Hilft dass weiter? Gibt es so etwas wie eine Christliche Ethik?

Zunächst fanden wir fünf Schritte zur ethischen Urteilsfindung. 1. Was ist das Problem 2. Situationsanalyse. 3. Handlungsalternativen 4. Werteprüfung, welche Werte sind mir wichtig. 5. Die Entscheidung.

Spätestens bei der Werteüberprüfung kommt für uns das christliche ins Spiel. Empathie zum Beispiel: Die Frage, was denkt Lucy, mit welcher Entscheidung wird es ihr gutgehen. Jesus hat vor jeder Heilung immer gefragt: „Was willst du, das ich dir tue?“ Das Wohl des Menschen steht im Mittelpunkt. Und die Nächstenliebe. Das heißt die uneingeschränkte Solidarität mit dem Mitmenschen ist das oberste Prinzip menschlichen Handelns.  Im Fall von Lucy, kommen wir zu dem Schluss, ist wirklich der Weg zu einer christlichen Beratungsstelle ein guter nächster Schritt. Die hören erst mal zu und können mit ihr gemeinsam Möglichkeiten prüfen.

Und auch bei anderen Problemen lohnt es sich, mal in die Bibel zu schauen. Da gibt es so viele Beispielgeschichten an denen man sich orientieren kann. Die biblischen Geschichten und Worte bleiben nicht wirkungslos. Vielleicht haben sie das ja auch erfahren, wie Bibelworte in einer bestimmten Situation den Weg gewiesen haben. Manchmal kommen wir uns vor wie beim tappen im Dunkeln. Aber das Dunkel wird sich lichten. Der Weg wird sichtbar werden. Und manchmal erkenne ich: Ich bin auf diesen Weg nicht nur begleitet, sondern geführt worden. Es ist für mich Gott, der meine Wege mitgeht. Und so wirkt Gottes Wort in mein Leben hinein.

Pfarrerin Carmen Ehrlichmann Remda