02.01.2021
Gedanken zur Jahreslosung 2021

Die Jahreslosung 2021:
Seid barmherzig, wie auch Euer Vater barmherzig ist. Lukas 6,36

Barmherzigkeit ist eine christliche Grundhaltung oder auch eine menschliche Eigenschaft. Barmherzig ist ein Mensch, wenn er ein Herz (lat. cor) hat für die Misere (Not) Anderer. Misericordias heißt das dann auf Latein. So nennt man ja auch einen Sonntag, den Sonntag vom Guten Hirten. Der Gute Hirte lässt die 99 Schafe allein, nur um das Eine zu suchen. So ist Gott, sagt Jesus, barmherzig eben. Oft erleben wir das Gegenteil, nämlich viele harte Richtersprüche: Er hätte doch aufpassen müssen (z.B. das Schaf). Warum ist sie nicht bei uns geblieben? Er ist doch selber Schuld, dass er sich verlaufen hat. Wir können doch nicht jedem helfen. Soll sie doch sehen, wo sie bleibt. Mir hat damals auch keiner geholfen. Es ist doch nur ein Schaf. Sollen sie doch nicht in das Boot steigen, wenn sie wissen, dass sie ertrinken können. Wenn wir ihnen im Mittelmeer helfen, kommen noch mehr Flüchtlinge. usw. usw.

Das Andere ist eben Barmherzigkeit. Jesus wird konkret, wem zu helfen ist: den Hungernden, den Durstigen, den Unbekleideten, den Gefangenen, den Kranken, denen, die kein zu Hause haben. Wer ein Vorbild für Barmherzigkeit sucht: die Heilige Elisabeth. Wer gute Gedanken dazu sucht, findet sie bei Papst Franziskus.

Die EKD unterstützt mit dem Bündnis United4Rescue die zivile Seenotrettung und schickt erneut ein zusätzliches Schiff zur Rettung von Ertrinkenden ins Mittelmeer. Dies ist vor allem ein Akt der Barmherzigkeit. Jesus ruft uns auf, barmherzig zu sein, weil Gott zu uns barmherzig ist. Wer tief in seinem Innersten weiß, dass er auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen ist, der ist auch barmherzig zu Menschen, die von anderen verurteilt werden. Auf Barmherzigkeit sind wir alle angewiesen, so wie es Jesus in einer seiner Seligpreisungen sagt: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Pfarrer Christian Sparsbrod