30.04.2021
Gedanken zum Sonntag

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Ps 98,1

Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, aber leider soll das Wochenende regnerisch werden. In einem kühlen Grunde ist es auch nicht so angenehm, sich zu einem Picknick zu versammeln. Aber so richtig sich zu versammeln, geht ja im Moment sowieso nicht. Feuerschalen zur Walpurgisnacht gab es hier und da im Privaten, aber kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß….und wenn ich ein Vöglein wär, flög ich zu Dir, Liebeslieder, Kinderlieder, Abendlieder, Abschiedslieder, Schlaflieder. Welche Arbeiterlieder werden oder wurden zum 1.Mai gesungen? Es gibt alte Lieder, es gibt neue Lieder. „Ein neues Lied, ein besseres Lied, o Freunde, will ich euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten.“, hat Heinrich Heine gedichtet und er hat zurecht kritisiert, dass Menschen oft auch von den Kirchen in ihrem Elend auf das Jenseits vertröstet wurden, statt sie zu unterstützen, dass ihre Lebensverhältnisse sich verbessern. Aber Jesus sagt auch: „Das Himmelreich ist mitten unter Euch.“ Damit meint er ein Leben, das geprägt ist vom Glauben an Gott und damit von Vertrauen, von Vergebung, von Barmherzigkeit und von Gerechtigkeit, also auch davon, die Not der anderen zu sehen, die Würde anderer zu schützen. Wenn das passiert, da können Wunder geschehen. Wenn ein Vater und seine Tochter nach 20 Jahren Funkstille wieder zusammenfinden, dann erleben die beiden das als ein Wunder, fast das Himmelreich auf Erden. Sie singen ein neues Lied. Dieser Sonntag ist eigentlich ein Singe-Sonntag, der Sonntag Kantate (Singet!). Unsere Chöre können sich im Moment noch nicht wieder versammeln, aber Singen ist möglich, am Küchentisch, am Kinderbett, unter der Dusche, im schönsten Wiesengrunde, in den Tälern weit und Höhen oder an der Saale hellem Strande. Singen tut der Seele gut. Du, meine Seele singe!

Christian Sparsbrod,
Pfarrer und Klinikseelsorger