01.04.2022
Ernstfall der Liebe

Gedanken zur Woche – 2. April 2022

Mit dem morgigen 5. Sonntag der Fastenzeit beginnt die engere Passionszeit. Er trägt den lateinischen Namen „Judica“. Es ist der Hilferuf eines Menschen in Not: „Gott schaffe mir Recht!“ (Psalm 43, 1) Geht es uns nicht auch manchmal so, dass wir uns von verschiedenen Seiten bedrängt fühlen durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie und die erschütternden Nachrichten aus der Ukraine, den vielen Todesopfern und Flüchtlingen. Mancher Hilferuf ist unmerklich zu einem Gebet geworden. Sicher enthält das Sprichwort ein Stück Wahrheit: „Not lehrt beten.“ Aber tut sie das immer? Hat nicht schon manche Not Menschen in Verzweiflung, in tiefe Krisen gestürzt? Wie kann Gott das zulassen? Warum lassen sich Menschen von bösen Gedanken leiten und bringen Leid und Krieg über unschuldige Menschen? Gut, wenn dann jemand da ist, der ganz praktisch hilft und betet, damit Menschen wieder Boden unter den Füßen bekommen.

Vom Perserkönig Kyros, der in Babylon und Persien regierte, wird erzählt, dass er auf einem seiner Eroberungszüge einen Fürsten mit Frau und Kindern gefangen nahm. Als man sie ihm vorführte, fragte er den Fürsten: „Was gibst du mir, wenn ich dir deine Freiheit zurückgebe?“ „Die Hälfte meines Reiches“, war die Antwort. „Und wenn ich auch deine Kinder freilasse?“ „Mein ganzes Reich.“ „Aber was gibst du für deiner Gattin Freiheit?“ „Mich selbst!“ – Kyros gefiel diese Antwort so sehr, dass er die ganze Familie ohne Lösegeld freigab. Auf der Heimreise fragte der Fürst seine Frau, ob sie beobachtet habe, was für ein edler, schöner Mann Kyros sei. Darauf erwiderte sie: „Ich sah nur den, der bereit war, sich selbst als Lösegeld für meine Freiheit zu geben.“

In der Passionszeit wird unser Blick auf den Leidensweg Jesu gelenkt. Er sagt von sich: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben.“ (Wochenspruch Matth. 20, 28) Wir brauchen einen, der uns helfen kann, damit wir vor Gott bestehen können. Wir müssen bei Gott „ausgelöst“ werden. Jesus war als Mensch wie wir auf dieser Erde. Er kann uns verstehen, denn er hat Not und Leid , Ungerechtigkeit, Verrat und Tod erlebt. In seiner großen Liebe ist er gehorsam den Weg ans Kreuz gegangen – für uns, damit wir Vergebung bekommen und befreit und hoffnungsvoll leben können. Martin Luther hat es so formuliert: „... der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben.“ Ernstfall der Liebe.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und Kraft zum Helfen und Beten. Gott kennt unsere Not und kann Veränderung schenken.