28.02.2023
Brief des Superintendenten an den GKR Drognitz
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- Originalschreiben (PDF) - (28.02.2023 / 221 KB)
An den
Gemeindekirchenrat
Drognitz
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schwestern und Brüder im Gemeindekirchenrat Drognitz,
zuerst bin ich Ihnen dankbar für Ihren offenen Brief, der elementare Fragen unserer Gesellschaft aufwirft. Dankbar bin ich auch dafür, dass Ihre Stimme, mit dem Ruf nach Frieden und Beendigung des Krieges gegen die Ukraine, so präsent und hörbar in die Medien gekommen ist. Sie, die Christen in Drognitz sind Kirche. Auch Ihr Brief gehört zum „Aufschrei der Kirche“.
Es war für viele Christen eine Ermutigung sich hier ebenfalls zu Wort zu melden. Auch dafür bin ich Ihnen dankbar.
Unabhängig von Ihnen hat Prof. Manuel Vogel einen sehr lesenswerten Artikel in unserer Zeitung „Glaube und Heimat“ (Nr.6, 12. Februar 2023) geschrieben. Sein Standpunkt, aus Sicht der Bibel, lässt sich zusammenfassen in dem Wort Jesu: „Selig sind die Frieden stiften.“ Seinem klaren Votum, dieses Wort stehen zu lassen und nicht durch ein aber zu verwischen, kann ich aus vollem Herzen zustimmen. Ich bin froh mit Ihnen in einer Kirche zu leben, die mit Friedrich Kramer einen so konsequent für den Frieden eintretenden Landesbischof hat.
Sie haben in Ihrem offenen Brief auf seine zahlreichen diesbezüglichen Äußerungen hingewiesen und somit dazu beigetragen, dass sein Standpunkt in einer breiteren Öffentlichkeit hörbar wird.
Natürlicherweise wird es auch unter Christen Menschen mit anderen Meinungen zu diesen Fragen geben. Wir sollten die Gemeinschaft mit ihnen nicht deshalb aufkündigen, sondern in einem geschwisterlichen Gespräch über die Grundlagen unseres Glaubens bleiben. Selbstgerechtigkeit ist in diesen Tagen eine große Versuchung, aber sie entspricht nicht der Botschaft der Bibel.
In Ihrem Brief erwarten Sie eine klare Stellungnahme zu den aufgeworfenen Fragen, die ich Ihnen nun nicht schuldig bleiben will. Alles, was ich in unserer Bibel lese und verstehe, ist mit einem deutlichen Bekenntnis zum Frieden
verbunden. Wir haben gerade das Weihnachtsfest miteinander gefeiert. „Friede auf Erden…“ singen die Engel. Die Botschaft erklingt in einer Zeit, die nicht friedlich war. Auch die Bergpredigt, aus welcher Prof. Manuel Vogel zitiert, wird in eine Zeit gesagt, die von Kriegen, Aufständen, Not und Kriegselend geprägt war. Es ist keineswegs weltfremd und naiv, als Christ konsequent für die Beendigung eines Krieges einzutreten, der täglich Menschen das Leben kostet. Margot Käßmann weist zu Recht darauf hin, dass sich aus der biblischen Botschaft der Ruf nach Frieden unausweichlich ergibt. Was ist von uns anderes zu erwarten als konsequentes Eintreten für den Frieden?
Ich persönlich gehöre zu der Gruppe von Christen, die die Lieferung von Panzern und Raketen sehr kritisch sehen. Zu den Ursachen des Krieges gegen die Ukraine befragt, sehe ich keine Möglichkeit, einen Angriffskrieg zu begründen. Keine Provokation rechtfertigt es, Menschen anzugreifen und zu töten. Ich stimme ihrem Ruf nach Verhandlungen, der sich auch mit dem Appell unseres Landesbischofs deckt, uneingeschränkt zu.
Mit Sorge sehe ich, dass sich unsere Gesellschaft in ihrer Sprache immer mehr militarisiert.
Wir sollten als Christen uns jeder Art der Kriegsrhetorik verweigern. Die Suche nach einer Sprache der Hoffnung, des Vertrauens und des gegenseitigen Verstehens ist unsere, ist meine Aufgabe als Christ in einer unfriedlichen Welt. Nicht jeder, auch nicht von Ihnen, wird meine Meinung teilen. Und trotzdem sind wir verbunden als Menschen, als Christen im Glauben an Gott, der auch uns zum Frieden ruft.
Ihr Pfarrer Michael Wegner
- Superintendent -
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