22.01.2022
Andacht zum 3. Sonntag nach Epiphanias

„Ich hab heute den Jesus für dich gefunden!“, sagt mein Vierjähriger und kramt ganz aufgeregt in seinem Rucksack. Heraus holt er einen kleinen Stock in Kreuzform. Jesus, vor allem das Jesuskind hat ihn in letzter Zeit sehr beschäftigt. Kein Wunder: Er war ja auch überall, im Bibelvorlesebuch, auf Karten, als Figur in der Krippe, auf Bildern in den Kirchen. Da hat unser Jesuskind auch ab und zu mal ein Plätzchen in seinen Stall bekommen, damit es keinen Hunger haben muss.

Weihnachten ist irgendwie greifbar. Eine Geschichte mit ihrer Botschaft der Liebe, bei der viele Menschen mitgehen können, egal, ob der Glaube in ihrem Leben eine große Rolle spielt.

Doch schnell verblasst das alles wieder hinter den Sorgen und Fragen des Alltags, dem „Warum?“ von Krankheit und Einsamkeit, hinter dem unverständlichen Gott.

Und dann hören wir in den Gottesdiensten von Wundergeschichten, wie Jesus den Knecht des Hauptmanns aus der Ferne heilt, einen Sturm stillt. Echt jetzt? Mit Wundergeschichten tue ich mich irgendwie schwer. Dazu rückt jetzt auch die Passionszeit näher, die vom Leiden Jesu erzählt, von Spott, Verachtung, Folter, bis er letztendlich am Kreuz stirbt. Da ist nicht mehr viel zu spüren von der Weihnachtsbotschaft.

Eine Geschichte oder ein Fest erzählen eben nur von einer Facette Gottes. Und wenn die großen Fragen und Ängste im Leben aufkommen, dann reicht Weihnachten nicht aus. Erst wenn wir das Kirchenjahr und die biblischen Geschichten zusammen in den Blick nehmen, kommen wir Gott und den Antworten etwas näher. Letztendlich aber bleibt Gottes Handeln doch ein Geheimnis.

Ist die Zukunft so unsicher, wie für viele im Moment, dann brauchen Menschen jemanden, an dem sie sich festhalten können.

So halten sich Christen an Gott fest, an Jesus, dem Messias, dem Gekreuzigten, der selbst ausgeliefert und machtlos war. Gott bietet sich an als Stützpfeiler, auch wenn ich seine Art zu tragen nicht ganz verstehe. „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“, ruft der Hauptmann in der Geschichte Jesus zu. Er verlässt sich ganz auf jemanden, den er zwar kennt, aber nicht durchschaut.

„Ge Mama, der Vorname von Gott ist Jesus.“ „Na klar.“ sage ich und nicke. Mein Sohn hat so seine Vorstellung von Gott und der Welt. So einfach. Von vielem, von Leid und Krankheit, weiß er noch nichts, zum Glück. Es reicht, wenn ich das weiß. Es reicht, wenn er jetzt erstmal den Jesus kennt, der mit Nachnamen Gott heißt.

Und für mich, das weiß ich, reicht das Vertrauen auf meinen großen Gott, auch wenn ich nicht alles verstehe. „Dir geschehe, wie du geglaubt hast.“ sagt Jesus dann hoffentlich irgendwann zu mir.