10.08.2018
Wohl denen, die mal wandeln

Wie immer im Urlaub radeln wir nach unserer Gewohnheit vor allem durch die Gegend. Wir kommen dabei auf andere Gedanken. Und wir kommen außer Puste.

Wir sehen viel Schönes. Und wir sehen auch auf den Kilometerzähler, klar.  

Am vorletzten Urlaubstag fahren wir diesmal an einem Schild vorbei: „Wandelweg.“  Wandelweg? Was ist das denn? Ich drehe noch mal um und schau mir das Schild an: „Wandelweg zum Wohlergehen. Vom Alltagsfrust zur Pilgerlust.“ 

Das klingt ja gut, meint auch mein Mann. Wir testen den Weg schon mal mit dem Fahrrad. Und brauchen dafür ungefähr 30 Minuten. Wir finden den Weg nicht schlecht, aber auch wieder nicht so besonders. 

Am nächsten Tag wandeln wir, das heißt, wir gehen den Weg achtsam und in Ruhe zu Fuß. Und werden überrascht von den Besonderheiten, an denen wir vorbeigerast waren:

Staunend betreten wir den Wald durch das „Nadelöhr zur grünen Wildnis“. Erleben in der „Baumkathedrale“ ein vielstimmiges Vogel-Konzert. Sehen tanzende Kraniche und einen kleinen Fuchs. Wandeln vorbei an „Augen der Landschaft“ – kleine Teichoasen inmitten von Feldern – und gelangen schließlich zur „Wolkenfreiheit“.   

Ein uralter Kirchenschlager summt in meinem Kopf: „Wohl denen, die da wandeln, vor Gott in Heiligkeit“.

Meistens lebe und arbeite ich in Eiligkeit. Heiligkeit geht scheinbar anders. Langsamer. Achtsamer. Eine wahre Wohltat!  

Eine gute Nacht und wandeln Sie ruhig mal wieder!

Wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha