04.01.2017
Weihnachtsfriede

Zwischen Weihnachten und Sylvester musste der Vater das Wohnzimmer malern. Sofa, Esstisch und Stühle rausgeräumt, die Bilder von den Wänden sicher verstaut, den Schrank mit alten Laken abgehängt. Dann den Fußboden sorgfältig mit Zeitung abgedeckt, die Essensreste von der Wand gekratzt. Und dann frisch gemalert.
Eine Kollegin hat mir das aus ihrer Kindheit erzählt. In ihrer Familie gab es zu Weihnachten oft Streit. Dann, wenn es eigentlich am friedlichsten sein sollte, verschlechterte sich schlagartig die Stimmung. Beim Festessen kam es dann zur Explosion. Weil es nicht so perfekt war, wie es hätte sein sollen. In der Wut nimmt der Vater seinen Teller mit dem Essen. Und wirft ihn an die Wand.
Alle wollten doch, dass es so ist wie immer. Aber nichts war wie immer. Kein Weihnachtsfriede. Der Vater rastet aus. Der Fleck an der Wand sagt alles.
Dann musste gemalert werden. Geschwiegen und gemalert. Nur langsam kommen die Gespräche wieder in Gang. Langsam merken sie, dass sie sich trotz allem lieben.
Lieber Weihnachtsfriede, manchmal kommst du mit Tagen Verspätung. Vom Streit aufgehalten, dann mühsam erarbeitet. Spät kommst Du, aber Du kommst. Und es ist gut, dass Du noch kommst. Denn hier wirst Du gebraucht.
Diesen späten Weihnachtsfrieden wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Schüfer, evangelisch und aus Erfurt.