26.01.2022
Ver-rückt

Das verrückte Labyrinth heißt ein Brettspiel, bei dem man Schätze sammeln muss. Mit seiner Figur läuft man übers Spielfeld dabei, das ist das Labyrinth. Es besteht aus lauter beweglichen Kärtchen. Die werden reihum hin- und hergeschoben, weil jeder eigenen Wege zu seinen Schätzen sucht. So kann’s passieren, dass man plötzlich vor einer Wand steht, wo eben noch ein Durchgang war. Auf einmal ist der Zutritt zum Ziel verbaut. Ich frage mich, ob sowas Ähnliches im Moment gerade mit uns allen passiert. Wir gehen durch unser Leben und sammeln von klein auf Schätze an, also: Gedanken, von denen wir uns etwas versprechen; Einstellungen, die uns nützlich erscheinen. Und jeder hält seine Denkweisen dann für das Normalste der Welt. Alles, was davon abweicht, ist nicht mehr normal, sondern ver-rückt wie in dem Brettspiel. Nur: Die echte Welt verändert sich auch, die Karten werden ständig neu gemischt, weil alles mit allem zusammenhängt, global gesehen, die Wirtschaft, die Umwelt. Ein einziges Labyrinth. In dem wir, so wie zurzeit, immer wieder vor einer Wand stehen und nicht weiterkommen mit bisherigen Denkmustern. Was jetzt? Mit dem Kopf durch die Wand? Und mit der Begründung: Hat schließlich immer so funktioniert!? Im Spiel muss man umdrehen, warten, andere Wege finden. Das scheint mir fürs richtige Leben die bessere Strategie zu sein. Wie ein französischer Maler gesagt hat: Unsere Köpfe sind rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.

Geruhsame Nacht wünscht Ihnen Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach.