05.12.2018
Träume festhalten
Es ist Advent. Doch heute früh habe ich nicht viel davon gemerkt. Keine Zeit zum Advents-Türchen- Öffnen oder so. Mit schnellen Schritten und angespanntem Gesicht gehe ich durch die Stadt in Richtung Büro. Mit einem Blatt Papier in den Händen. Ein Protokoll, das ich doch beinahe vergessen hätte.
Es ist Advent, doch ich merke nicht viel davon. Achte nicht auf Tannenzweige und Leuchtsterne in den Fenstern.
Auch das junge Mädchen, das mir auf dem Gehweg entgegen kommt, sehe ich kaum. Meine Gedanken sind beim nächsten Termin und auch schon beim übernächsten...
Aber dann sehe ich sie plötzlich dicht vor mir: Ihr hübsches, offenes Gesicht. Und Blicke, die mich irgendwie amüsiert mustern.
Ich lächle ihr flüchtig zu und drücke mich vorbei – was soll das? Warum schaut sie mich so an? Wir kennen uns doch gar nicht!
Gerade noch pünktlich komme ich ins Büro. Sehe jetzt auf das Papier, und zwar auf die Rückseite. Aus Umweltgründen nutze ich Papier gern doppelt:
Noten vom letzten Gottesdienst. Ziemlich groß kopiert – auch die Schrift von dem Lied: „Halte deine Träume fest!“
Da fällt der Groschen: Darum hat sie mich so merkwürdig angeschaut! Das Mädchen hat diese Worte gesehen! Und dazu mein Gesicht, das gerade so gar nichts Verträumtes hatte...
„Halte deine Träume fest!“ – ich atme kurz durch und summe das Lied vor mich hin. Merke, wie die Verspannung sich löst: Ja, es ist Advent! Zeit zum Träumen und Hoffen. Über alles Andere hinaus.
Eine traumhafte Advents-Nacht
wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha