04.07.2018
Ordnung ist das halbe Leben

Wieder einmal fliegen die Fetzen. Immer wieder kommen sie in Streit. Laut knallt er seine Tür hinter sich zu. „Das ist mein Zimmer“- schreit er. Und sie hört es durch die geschlossene Tür.

Schon tausendmal hat sie sich vorgenommen, sich nicht mehr einzumischen. Aber jedes Mal, wenn sie sein Zimmer betritt, schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen. Und dann kann sie einfach nicht an sich halten. Wie kann er sich nur in einem solchen Chaos wohlfühlen? Sie hört sich schimpfen: „Ordnung ist das halbe Leben“. Ein ums andere Mal kommt dieser Satz stereotyp über ihre Lippen. Und ein ums andere Mal entgegnet er: „Gott sei Dank nur das halbe.“

Es hatte an diesem Abend noch geklingelt, ein befreundetes Ehepaar war hereingeschneit. Mit einer Flasche Sekt in der Hand. „Entschuldigt, dass wir euch so überfallen. Hoffentlich bringen wir eure Pläne nicht durcheinander. Aber wir müssen es jemand erzählen und da haben wir gedacht, ihr seid bestimmt so spontan. Wir werden Großeltern.“

Und dann hatten sie angestoßen. Auf das Leben und die Freude, das Geplante und das Überraschende. Als die Gäste gegangen waren, hatte sie sich noch entschuldigt bei ihrem Sohn. Und gesagt: „Gott sei Dank ist Ordnung nur das halbe Leben.“

Schützen wir Ordnungen, die dem Leben dienen. Und werfen wir die Ordnungen über Bord, die Leben behindern. Damit die andere Hälfte uns noch überraschen kann.

Eine gesegnete Nacht wünscht Ihnen Pastorin Theresa Rinecker aus Weimar